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Guatemala | 3. - 24. Oktober 2008 |
Nach einer unsanften Landung in Guatemala City konnten wir erfreulicherweise unser ganzes Gepaeck in einwandfreiem Zustand in Empfang nehmen. In nur 35 Minuten waren die Passkontrolle und der Zoll erledigt. Ein Bustransfer zu einem nahe gelegenem Mittelklass-Hotel (US-Dollar 50) kam uns sehr gelegen, so dass unsere Befuerchtungen einer Übernachtung im Flughafen schnell vergessen waren.
Beim Fruehstueck, hinter einer sicheren Glasscheibe wurde uns bewusst, was uns auf der Fahrt nach Antigua erwarten wird. Montag um 09.00 Uhr, die beste Zeit nach der Rushhour die Stadt zu verlassen, erschien uns als geeignet. Die 45 Kilometer nach Antigua waren von Smog, Abgas, russenden und qualmenden Bussen, Laerm und "Wildwest" im Strassenverkehr gepraegt. Vortrittsregeln gibt es (fast) nicht, der "schnellere" kommt zuerst, fuer Fahrraeder bleibt nur wenig Platz. Nach fuenf Stunden, einigen "up and downs" erreichen wir Antigua auf 1500 Meter ueber Meer.
Antigua, bekannt durch die mehr als 80 Sprachschulen und den Tourismus zeigt uns Guatemala von einer ganz anderen Seite. Die Gegensaetze von Blechhuetten am Strassenrand und den restaurierten Gebaeuden koennen nicht groesser sein. Antigua, ehemals Hauptstadt, wurde durch ein Erdbeben zerstoert und nun wieder aufgebaut. Die Strassen des ganzen Stadtgebietes sind mit Natur- Kopfsteinpflaster ausgelegt, so dass wir unsere Raeder zum Hotel schieben mussten.
Campingmoeglichkeiten gibt es nicht, einfache Unterkuenfte sind schon ab 25 US-Dollar zu finden. Vorerst wollten wir nur zwei Tage in Antigua verbringen. Unsere Spanischkenntnisse liessen jedoch sehr zu wuenschen uebrig, so dass wir uns die Moeglichkeit zu einem Intensivkurs nicht entgehen lassen wollten. Privatlehrer, 1 Heft und 1 Kugelschreiber, ein Holzstuhl, WC-Papier selber mitnehmen, - unser erster Kurstag hat begonnen. Kosten; 510 US-Dollar fuer 2 Personen inkl. Unterkunft und Verpflegung bei einer einheimischen Gastfamilie. Andere Laender, andere Sitten, wir sind nach der ersten Nacht bereits wieder ins Hotel umgezogen.
Bei 5 Stunden Intensivunterricht von 08.00 - 13.00 Uhr blieb uns noch ausreichend Zeit fuer Ausfluege zum "Lake Atitlan" und dem aktiven Vulkan "Pacaja". Mit Shuttlebus (Max. 13 Personen) werden die Touristen zu den entfernten Ausgangspunkten befoerdert. Über die mit Schlagloecher versetzten Strassen dauert eine Fahrt bis 3 Stunden (oneway). Wenn die Stossdaempfer Bremsen, Gangschaltung und Lichtanlage einwandfrei funktionieren, so hat man sich fuer die richtige Touragentur entschieden.
Durch den Tourismus gepraegt nimmt Antigua in Guatemala eine Sonderstellung ein. Die Armut und das geringe Einkommen der Bewohner sind auf den ersten Blick nicht sofort erkennbar. Eine Nacht bei einer Gastfamilie der Mittelklasse zeigte uns die Spanne zwischen "nichts haben" und "dem Noetigsten" was man zum Leben braucht.
Unsere Spanischkenntnisse aufgebessert, sind wir bereit, die 400 Kilometer entfernte Grenze zu Honduras zu erreichen. Ab Antigua (1500 Meter ueber Meer) einmal kraeftig in die Pedalen treten und es geht 45 Kilometer bergab, und wir befinden uns auf 560 Meter ueber Meer.
Durch den laermigen und von Smog belasteten Ort Esquintla werden wir mit Polizeibegleitung gefuehrt. Unsere hilfsbereite Unterstuetzung verabschiedet sich freundlich und gibt uns noch richtungweisende Infos um sicher die Ebene von "Santa Rosa" zu erreichen. Über 30 Grad Hitze und eine enorm hohe Luftfeuchtigkeit belastet uns sehr. Schweisstropfend, wird das Pedalen anstrengend und kraeftezehrend. Die anhaltenden und starken Regenschauer vor Chiquimulilla bringen die ersehnte Erfrischung. So erreichen wir total durchnaesst, nach ueber 100 Kilometer, unser Nachtlager.
Ab Antigua werden die Hotelunterkuenfte immer schlechter und ungepflegter. Die Zimmer sind feucht, schimmlig, dunkel, eng und durch ungebetenes Ungeziefer mitbewohnt. Unsere Schlafsaecke sind uns wieder sehr hilfreich, wenn auch nur als "Fixleintuch" in den schwuel-heissen Zimmern. Die Naechte sind von bellenden Hunden, kraehenden Haehnen, Fahrzeugen ohne Schalldaempfer, Moskitos und ueberlauten TV-Geraeten gepraegt. Unter diesen Umstaenden wuenschten wir uns wieder einen Campground mit quietschendem "Pacific Coast Train" zurueck.
Um moeglichst schnell nach Honduras zu gelangen, werden die verbleibenden 250 Kilometer in 5 Tagesetappen eingeteilt. Ein Irrtum, den wir sogleich teuer bezahlen werden. Die locker anzugehende Strecke von Chiquimulilla nach Cuilapa von "nur" 37 Kilometer muessen wir voellig erschoepft nach 11 Kilometer aufgeben. Die unendlichen Steigungen von bis zu 15 Prozent auf 5 Kilometer ueberwinden wir mit Schieben. Nach 4 Stunden sind unsere normalerweise ausreichenden 3 Liter Fluessigkeit bereits aufgebraucht. Die verbleibenden 6 Kilometer bis zur Passhoehe auf 1400 Meter ueber Meer, und die restliche Strecke bis Jutiapa bezwingen wir auf der Laderampe eines Abschleppdienstes.
Die Erschoepfung dieses ungewohnten Tages bleibt uns bestimmt in Erinnerung. Unser Entschluss nicht aufzugeben, wird durch eine abwechslungsreiche Fahrt ohne kraeftezehrenden up and downs belohnt. Die Vegetation erscheint gruener und ueppiger die Kuehe, Schweine und Huehner bewegen sich bis an den Strassenrand. Die Haeuser wirken gepflegter, die Strassen sind gut asphaltiert ohne Schlagloecher und abfallfrei. Wir freuen uns auf Honduras.
Der Grenzuebertritt verlief problemlos. Die Leute sind neugierig und interessieren sich fuer unser Abenteuer. Wir geben gerne Auskunft ueber unsere Reiseerfahrung, die Ausruestung und dass sich “Suiza” in Europa befindet.
Nach 402 Kilometer verlassen wir Guatemala mit folgenden Erinnerungen:
Besteigung des aktiven Vulkan Pacaya und fluessige Lava in der Abenddaemmerung
Markt in Antigua wo fast alles, gebraucht oder neu, verkauft wird
Haehne kraehen ab 3 Uhr frueh, Hunde bellen die ganze Nacht,
Sprachschulen werben um jeden Student.
Armut, Mobile, TV, Strassenverkehr, Smog,
Schwarze Abgaswolken der Chickenbus (alte USA Schoolbus)
Motorraeder mit 4 Personen (ganze Familie) beladen
Die 11 kraeftezehrendsten Kilometer auf dem Weg nach Cuilapa
Gastronomie?
Kalt duschen ist gewoehnungsbeduerftig
Bikerinfo Guatemala
Kartenmaterial: |
www.reise-know-how.de |
Verpflegung: |
Fuer 2 Tage mitfuehren. Zwischenverpflegung unterwegs moeglich |
Wasser: |
NUR Mineralwasser ist einwandfrei (PET Flaschen kaufen) |
Etappen: |
Informationen ueber Hoehenprofil, Distanzen, Strassenzustand und Übernachtungsmoeglichkeiten einholen. |
Radweg: |
Einheimische erhalten den Fahrschein in 2 Stunden! Entsprechend das “Wild West” verhalten auf den Strassen. Auf der Panamericana ist ein Rueckspiegel ein Muss. Lastkraftwagen und Bus entwickeln eine Sogwirkung!Schlagloecher, Laengsrillen, fehlende Gully-Deckel unangepasste (alt – neu) Asphaltbelaege |
Transport: |
Fahrraeder werden in oeffentlichen Bussen (alte USA Schoolbus) auf dem Dach transportiert. Es empfiehlt sich, eigene Riemen (4 x 50 cm) bereitzuhalten und selber die Raeder zu fixieren. Ein Trinkgeld wirkt motivierend. |
Klima: |
Hoehenabhaengige vielseitige Klimabedingungen moeglich.Schwuelheiss und hohe Luftfeuchtigkeit. Sonnenschutz! In Bergregionen ist lokaler Niederschlag mit Nebel moeglich. |
Hotels: |
Hotelunterkuenfte sind billig.Bettwaesche und Hygiene nicht Europa-Standard. |
Camping: |
Nach unserer Ansicht grundsaetzlich nicht moeglich. |
Internet: |
Internet-Kaffees, Laundry, Hotel-Lobby. PC mit “Skype” und Kamera zur Verfuegung gestellt. Wi-Fi Zugang eher selten (langsam oder defekt) |