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Honduras | 24. - 31. Oktober 2008 |
10 Kilometer nach der Grenze Guatemalas machten wir einen ersten Zwischenhalt in Copan Ruinas, bekannt durch die Ruinen der Mayakultur. Dieses einzigartige, durch die UNESCO geschuetzte Weltkulturerbe, wird als groesste Sehenswuerdigkeit Honduras bezeichnet. Wir verbringen einen halben Tag mit einer Fuehrung um uns die Hintergruende und Geschichte der Mayas naeher zu bringen. Im "Espresso-Americano" geniessen wir nach laengerer Zeit wieder einen wirklich guten Capuccino. Als Folge des Bohnenexportes ist guter Kaffee nicht selbstverstaendlich. Copan Ruinas, fest in touristischer Hand, faellt durch die vielen Restaurants, Souvenirlaeden und kopfsteingepflasterten Strassen auf.
Wir verlassen bei Nieselregen und bedecktem Himmel, was hier keine Seltenheit darstellt, dieses gepflegte Provinzstaedtchen. Auf dem Weg Richtung "La Entrada" treffen wir auf Viehherden, Frauen am Fluss, Schweinetransport, schlammige und durch Erdrutsche verschuettete Strassen. Durch die anhaltenden Regenfaelle und Unterspuelungen wurden viele Strassenteile zu aufgeweichten Lehmpisten. Nach 50 Meter Fahrt blockieren die Raeder und Bremsen, der Schlamm faellt in die Kette, Kassette und Kurbel. Dies zwingt uns zu mehreren Fahrradreinigungen. Mit dem “Wasserstrahl” aus PET-Flaschen muessen wir die Komponenten wieder beweglich machen; Eine aeusserst zeitaufwendige Angelegenheit. Kurz vor La Entrada erfolgt bei Alexandre der vierte Reifenplatten. Bereits geuebt beim Flicken auftragen ist dieses Malheur schnell behoben.
Auf dem Weg nach Santa Rosa sind wiederum viele "up and downs" und 500 Hoehenmeter bei 11% Steigung zu bewaeltigen. Gracias erreichen wir bei Dunkelheit und suchen uns ein Hotel. Im "La Posada Don Juan", bestes Hotel im Ort, naechtigen wir fuer nur 25 US-Dollar. Bei unserer Nachfrage ueber den weiteren Weg nach "La Esperanza" erfahren wir, dass die Strecke offiziell gesperrt sei. Die Naturstrasse ist durch die andauernden Regenfaelle schwer geschaedigt und die Aufraeumarbeiten dauern an. Nur ein "Zurueck" mit grossem Umweg nach San Salvador wuerde uns weiter nach Nicaragua bringen. Wir begeben uns auf die Suche nach einem Allrad-Fahrzeug mit Chauffeur, der uns von Gracias nach La Esperanza bringt.
Vorbei an schweren Baumaschinen wird uns bewusst, dass unter normalen Bedingungen diese Strecke mit Fahrrad nicht unter 3 Tage zu bewaeltigen waere. Nach 3 Stunden Fahrt auf einer Rappelpiste, weiteren 5 Mitfahrern zwischen Gepaeck und Bike und um 3000 Lempira (150 US-Dollar) erleichtert, erreichen wir La Esperanza nach 80 Kilometer. Wegen der Lenca-Einwohner, deren Ehrencodex fuer Ehrlichkeit steht, gilt dieser Ort als der sicherste von Honduras.
Bei Regenschauer verlassen wir La Esperanza durch die unasphaltierten, mit Schlagloechern durchsetzten und aufgeweichten Strassen. Der „Insider-Tipp“ eines Einheimischen fuehrt uns auf der alten Passstrasse ueber die Berge nach Marcala. Abseits der Zivilisation geniessen wir 30 Kilometer autofreie Naturstrasse die uns durch grossflaechige Bergwaelder fuehrt. In diesen Hoehen ist Nebel, Nieselregen und Temperaturwechsel mit sonnigen Abschnitten nichts aussergewoehnliches, was ein mehrmaliges An- und Ausziehen des Regenschutzes erfordert. Dieser Streckenabschnitt wuerde sich als Mountainbikeroute mit ausgedehnten Downhills hervorragend eignen. Nach 5 Stunden erreichen wir wieder festen Asphalt, der uns nach Marcala fuehrt.
Zum Preis von nur 9 US-Dollar inkl. Getraenken, essen wir ausgiebig und gut in einem Honduras-China-Restaurant. Diese Ortschaft faellt uns durch ein gepflegtes Erscheinungsbild, Geschaefte mit geordneter Auslage und einer guten Hotelunterkunft auf. Im Orts-Kaffee erstellen wir auf einer Papierserviette das Distanz- und Hoehenprofil fuer die naechste Etappe. Die hilfreichen Informationen eines LKW-Fahrers unterstuetzen uns zur Bewaeltigung der bevorstehenden 700 Hoehenmeter nach La Paz. Die gute Vorbereitung verschont uns von der Mehrbelastung einer Fahrt ins Ungewisse. So erreichen wir unser Ziel noch rechtzeitig vor Einbruch der kurz andauernden Daemmerung.
Die Strecke von La Paz nach Tegucigalpa, Hauptstadt von Honduras, birgt einige nicht zu unterschaetzende Hindernisse. Die 70 Kilometer in einem Tag, ueber 1000 Hoehenmeter, keine Übernachtungsmoeglichkeit und eingeschraenkte Verpflegung erscheinen uns nicht machbar. Gemaess Information am Busterminal herrscht in dieser Bergregion dichter Nebel mit eingeschraenkter Sicht, immer wieder Regen und es sei gefaehrlich (warum ist uns nicht genau bekannt).
Wir entschliessen uns zur Weiterfahrt mit "Chicken-Bus" bis Tegucigalpa. Die Koga's schnallen wir mit unseren mitgebrachten 5 Riemen (2cm breit 1m lang und Gurtschnalle) auf das Busdach. Um Schaden an den Fahrraeder zu vermeiden, empfiehlt es sich das festbinden selber zu erledigen. Ein zusaetzliches Trinkgeld fuer den Fahrer motiviert ihn die Schlagloecher zu umfahren. Nach 2 Stunden, im hektisch und lauten Tegucigalpa angekommen, zeigt sich ein Bild von Unrat, Smog, ueblen Geruechen und einem zum stillstand erliegenden Verkehr. Eigentlich wollten wir in der Hauptstadt Honduras eine Nacht verbringen. Die ersten Eindruecke von Tegucigalpa waren entscheidend zur Weiterfahrt nach Danli, um diese Ortschaft noch vor Einbruch der Dunkelheit (Rat eines Mitfahrers) zu erreichen. Über die Mittagszeit wird der Buswechsel zum 1 Kilometer entfernten Terminal zur Belastungsprobe und benoetigt starke Nerven. Jeder Bus hat seinen eigenen Standplatz, und dies in einem Stadtviertel das man freiwillig nicht durchstreifen wuerde.
Nach 3½ Stunden (85 Kilometer) abenteuerlicher Busfahrt nach Danli, sind wir erleichtert, diese ohne spektakulaere Zwischenfaelle ueberstanden zu haben. Wie schon bestens bekannt, passierten wir an eingebrochenen Strassenstuecken, einem Lastkraftwagen der aus dem Schlamm gezogen wurde, Bauarbeiter mit Hacken und Schaufeln mit Schaulustigen, die warten bis die Strasse zur Weiterfahrt wieder freigegeben wird. Um 2-Radbreiten fahren wir an einer auf 20 Meter abgebrochenen Strassenhaelfte entlang. Unterhalb des betroffenen Fahrstreifens sind mehrere Haeuser von den Abbruchstuecken und Schlammassen verschuettet worden. Weil es sich um eine Hauptverkehrsachse mit Gegenverkehr handelt, rollen die Fahrzeuge weiter auf dem unbefestigten Strassenstueck. Bedenklich und aeusserst gefaehrlich! Im Vergleich war die "Rowdy-Fahrt" mit unserem Privatchauffeur harmloser als diese „20-Meterstrecke“.
Vor dem Grenzuebertritt nach Nicaragua, ein letztes Mal die Lavanderia aufsuchen, Waesche reinigen lassen, im Supermarkt die notwendige Verpflegung und Getraenke besorgen, um am naechsten Morgen um 07.00 Uhr nach "Los Manos" (Grenze Honduras/Nicaragua) aufzubrechen. Abends moechten wir nach 51 Kilometer die Ortschaft Ocotan in unserem 4. Reiseland erreichen.
Nach 290 Kilometer verlassen wir Honduras mit folgenden Erinnerungen:
Grundsaetzlich hat uns Honduras besser gefallen, als Guatemala. Das Land wirkt kultivierter, die Hotels gepflegter und das Essen schmeckte uns besser. In Honduras sind die Strassen noch nicht ueberall asphaltiert. Dort wo vorhanden, ist die Belagsqualitaet einwandfrei und ohne Schlagloecher. Das Mittelland ist bergig, bewaldet und gruen. Die Bewohner erscheinen uns aufgeschlossener, wohnen mehrheitlich in Haeuser und nicht in Bretterbuden. Unserer Auffassung nach, ist der Lebensstandard deutlich hoeher als in Guatemala. Jederzeit fuehlten wir uns wohl und in keiner Weise bedroht oder unsicher. Mit Ausnahme waehrend der Nacht, wo man das Fahren besser unterlassen sollte, laesst es sich im Strassenverkehr sicher voran kommen.
Was kostet was?Chicken-Busfahrt, 80 Kilometer, 2 Personen, 2 Fahrraeder |
CHF 10.-- |
Übernachtung im „ortsbesten“ Hotel, Doppelz. mit Dusche |
CHF 30.-- |
1 Stunde Reparatur der 150mm Kogalenker Stahlschraube |
CHF 10.-- |
Nachtessen inkl. Getraenk, 2 Personen, im Durchschnitt |
CHF 15.-- |
1 Banane vom Markt (2 Lempira) |
12 Rappen |