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Costa Rica | 7. - 27. November 2008 |
Costa Rica - die Schweiz Zentralamerikas
Costa Rica, mit seinem Wohlstand, Funktionalitaet und Sauberkeit ist eine Besonderheit Mittelamerikas. Tropische Regenwaelder, aufregende Straende, aktiven Vulkanen, Dschungelfluessen, und die vielen Naturparks lassen Costa Rica zu einem abwechslungsreichen Radelabenteuer werden.
Fast 30% des Landes stehen unter Naturschutz und der Ökotourismus wird gross geschrieben. Besonders zu erwaehnen; Costa Rica besitzt kein Militaer, ist neutral und die daraus freigewordenen Mittel werden fuer oekologische und soziale Zwecke eingesetzt. Ein wahres Paradies als drittkleinstes Land Mittelamerikas auf einer Flaeche von 51'000 Quadratkilometer, umgeben vom Atlantik und Pazifik, die nur durch 3 Autostunden von einander getrennt sind.
Die Durchschnittstemperatur an den Kuesten liegt bei 32 Grad und bei 17 Grad im Landesinnern. Regenzeit ist vom Mai bis November, in der restlichen Zeit gibt es kaum Niederschlaege. Jedem Radbegeistertem wird schnell klar, dass Costa Rica die "Schweiz Zentralamerikas" genannt wird. Costa Rica, mit dem Colón als Waehrung, ist leider neben Panama das teuerste Land Zentralamerikas.
Unsere Erlebnisse vom 7. - 27. November waren abwechslungsreich, vielseitig, spannend und voller Überraschungen und soll Euch ein Bild verschaffen, wie es uns auf den insgesamt 752 Kilometer (Tagesdurchschnitt ca. 52 Kilometer) ergangen ist.
Ohne “Touristen-Fuehrer” durch die verschiedenen Grenz-Amtsstellen zu gelangen, waere fuer uns eine mehrstuendige Angelegenheit geworden. Der Grenzwechsel aus Nicaragua ist buerokratisch und kostspielig (20 Dollar). Costa Rica erhebt fuer die Einreise keine Gebuehren. Der Grenzuebergang in „Penas Blancas“ mit 5 cm Feinstaub und den vielen LKW's ist katastrophal. Der markante Wechsel der Zivilisation zu den bereits durchreisten Laendern ist uns besonders aufgefallen.
Von der Grenze bis La Cruz (20 Kilometer) folgen mehr “up's” als “down's”. Die Strasse fuehrt durch dichten Wildwuchs aus Baeumen, Palmen und weiteren exotischen Pflanzen. Durch herunterfallende Äste werden wir auf freilebende Affen aufmerksam. In La Cruz erhalten wir noch das letzte freie Hotelzimmer „alles inklusive“, ohne Fenster, ein Ventilator mit durchtrenntem Stromkabel, fehlenden Latten im Bettgestell und einigen Kakerlaken. Ein Stromausfall ab 23.00 Uhr brachte die muffige Luft erst recht zum kochen. Jetzt finden unsere Therm-a-Rest-Matten wieder einen willkommenen Einsatz und wir wechseln von den Betten auf die Liegestuehle am Pool und verbringen die Nacht "open-air".
Nach 65 km Asphalt ohne Verpflegungsmoeglichkeit erreichen wir Liberia. Von Liberia nach Brasilito (72 km) sind nur knapp 20 km asphaltiert. Wir verfahren uns, und verlieren eine ganze Stunde. Nach einer Fahrzeit von 5 Stunden mit 20% Steigung und Gefaelle ueber den "Monkey-Trail", erreichen wir in der Dunkelheit, den kleinen Ort Brasilito. Die Playa Brasilito und die 500m entfernte Playa Conchal gehoeren zu den schoensten Straenden Costa Rica's.
Wir wechseln von Brasilito nach Tamarindo, welches nur 20 km entfernt ist. Auch hier sind lediglich 5 km asphaltiert. Tamarindo, vom Tourismus negativ gepraegt, ist sehr teuer, hat viele Surfshops, Souvenirlaeden und einen Strand der nicht speziell zu erwaehnen ist. Diesen Ort kann man mit ruhigem Gewissen auslassen. Die Ausnahme; Der "Parque National Marino las Baulas" wo wir mit dem Boot durch ein Labyrinth von seichten Wasserwegen viele Voegel, Krokodile, Affen und Mangroven sehen.
Tamarindo – Manzanillo: 42 km! Sehr anstrengend, eine Bachquerung, 5 Stunden Fahrzeit, durchschnittlich 10 km/h, sehr staubig, grosse Steigungen. Übernachtung im “La Joya” Ressort (naehe der Ortschaft Lagarto) weiter waere es nicht mehr gegangen. Wir entfachen an der Beach ein Lagerfeuer und kochen unser Nachtessen selbst. In unserem Bungalow (als einzige Hotelgaeste) fuehlen wir uns wie Robinson Crusoe.
Manzanilla – Samara: 60 km! Äusserst anstrengend, 3 Flussdurchquerungen, letztere 20 Meter breit, 80 cm tief. 3 Haengebruecken, die Strassen sind unbefestigt und mit Schlagloechern durchsetzt. Die Durchschnittsgeschwindigkeit betraegt "lediglich" 8 km/h.
Auf der ganzen Strecke Liberia nach Samara muss mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 10 km/h ohne Flussdurchquerungen gerechnet werden. Streckenteilung in drei Tagesetappen sind das Minimum, Übernachtungsmoeglichkeiten etwa alle 10 Kilometer. Eine Flussdurchquerung benoetigt ca. 30 Minuten (fuer 2 Bikes und alle Taschen einzeln durchs Wasser tragen). Teilweise Schiebestrecken rauf und runter (staubig, trocken und rutschig).
Es empfiehlt sich, gut abzuklaeren und zu ueberlegen, ob man diese 150 km auf unbefestigter Strasse von Sardinal nach Samara zuruecklegen will, oder ueber Santa Cruz, Nicoya nach Samara 110 km auf Asphalt ausweichen will.
Samara gefaellt uns besser als Tamarindo, ist jedoch sehr touristisch.
Samara – Corazalito: Eigentlich wollten wir die “Playa Coyote” 60 km in einem Tag erreichen. Jedoch falsch gedacht! Die erste Flussdurchquerung 10 km nach Samara benoetigte 1 Stunde. Einen Flusslauf von ca. 20 Meter breite und 80cm tiefe, ist ein grosser "Zeitfresser". Dazu gesellten sich noch 3 Huegel unter dem Motto “steil, steiler, am steilsten”. Mehr als 1000 Hoehenmeter! Meistens mussten wir zu zweit die Raeder mit Gepaeck schieben. Die Talfahrten wurden zum Bremsakt mit einigem “abwaerts-schieben“ (fahren auf dem Schotter war nicht mehr moeglich). Somit erreichten wir nach 33 Kilometer und 6 Stunden schweisstreibender Arbeit das kleine Dorf “Corazalito” wo wir eine Cabina mit Verpflegung (Abend- und Morgenessen) erhielten. Ein Restaurant oder Supermarkt war hier nicht zu finden.
Corazalito – Puntarenas: Frueh morgens um 08.00 Uhr waren wir bereits unterwegs um die letzten 2 Huegel und Schotterstrassen von bis zu 20% Steigung zu ueberwinden. Nicht mehr ganz so hoch wie am Vortag, jedoch 60 km bis “Jicaral” sind geplant. Nur Schotterpisten, die Haende immer am Bremsgriff, die Unterarme schmerzen. Wir haben Glueck, ein Kokosnussfarmer nimmt uns 12 Kilometer mit, so dass wir noch zur richtigen Zeit (17.30 Uhr) die Faehre nach Puntarenas erreichen. Die Fahrt ueber den Golf von Nicoya dauert etwas mehr als 1 Stunde. In einem nur 200 Meter vom Hafen entfernten Hotel (mehr Absteige, als Hotel), erhalten wir ein Appartement mit Kochgelegenheit. Alles Paletti, so dass wir nicht noch fuer das Abendessen besorgt sein muessen.
Puntarenas - Jaco: 78 km schwuelheisses Klima, mit mehreren Steigungen (die letzte happige Rampe kurz vor dem Ziel). Jaco, touristisch gepraegt, bietet alles was das Herz begehrt. Wir goennen uns eine Unterkunft in einem Best Western Hotel. Der Strand mit Bucht ist nicht speziell. Hier beschliessen wir, unsere Raeder im Hotel zu lassen und mit oeffentlichem Bus nach Puerto Limon zu fahren. Die 2 x 3 Stunden Fahrt mit Buswechsel in San Jose (Taxi zur Busstation der Karibikseite) sind hektisch und chaotisch. In San Jose herrschen starke Winde und das Wetter wird von Minute zu Minute schlechter. In Puerto Limon finden wir kein Hotel und uebernachten deshalb ausserhalb der City im Hotel Maribu Resort. In Puerto Limon war wenige Tage zuvor wegen Sturm ein kleiner Öltanker an der Kueste gestrandet. Es regnet den ganzen Tag orkanartig. Der Besuch des Tortugero Nationalparks wird fallengelassen, da eine Tour (nur begleitet moeglich) nicht durchgefuehrt werden kann und keine Wetterbesserung in Sicht war. Wir beschliessen am naechsten Tag unverrichteter Dinge nach Jaco zurueck zu kehren, unsere Bikes im Hotel in Empfang zu nehmen und unsere Reise fort zu setzen.
Jaco – Quepos: Wir fahren durch kilometerlange Ölpalmenhaine, in denen die Ölfruechteernten in vollem Gange ist. Die Regenzeit ist noch nicht zu Ende. Immer wieder muessen wir einen trockenen Unterstand suchen.
Quepos: Wir moechten den 7 Kilometer entfernten, als "don't miss" angepriesenen, Manuel Antonio Nationalpark besuchen. Der Eintritt kostet 10 Dollar pro Person. Eine Fuehrung mit Guide und “Swarovski-Fernglas” mit bis 60-facher Vergroesserung um die Kleintiere und Insekten zu sehen, wird empfohlen. Der Mehrpreis richtet sich nach Anzahl der Gaeste und ist ziemlich kostspielig. Wir verzichten auf diese Begleitung und suchen mit unserem Leitz-Fernglas die Baumwipfel und Buesche selber ab. Um unseren Hunger zu stillen, knacken wir eine der vielen herumliegenden Kokosnuesse. Nicht schlecht, wenn man weiss, wie man an das innere vitaminreiche Weiss gelangt.
Quepos – Uvita: Weiter fuehrt uns die Reise auf einer 50 km langen Rappelpiste nach Dominical. Wir sind 1 Jahr zu frueh, die ganze Strecke befindet sich im Ausbau zu einer ueber 20 Meter breiten Fernstrasse. Der Untergrund besteht aus unzaehligen Schlagloechern, faustgrossen runden Steinen und Schotter. Unsere Durchschnittsgeschwindigkeit betraegt lediglich 10 km/h. Auf diesem Streckenabschnitt ohne Steigung erwartet uns 5 Stunden ununterbrochene Schlaege auf das Handgelenk bei 41 Grad Hitze und zuletzt noch Regen, der die staubige Strasse in kurzer Zeit zu einer Schlammpiste verwandelt. Auf den folgenden 20 Kilometer bis Uvita erholen wir uns auf dem langersehnten Asphaltbelag.
In Uvita uebernachten wir in einem Cabina (2 Kilometer off-road von der Hauptstrasse entfernt) an der Playa Ballenas. Am folgenden Morgen, vor erreichen der Flut, wandern wir zu einem Riff, welches jeweils bei Springtide ueberflutet ist, und geniessen das eindrueckliche Zusammentreffen der Wellen. Die Verbindung vom Riff zum Strand wird zunehmend mehr ueberflutet. Innert weniger Minuten steigt das Wasser so stark, dass man bereits die zuruecklaufende Stroemung spueren kann. Um 11 Uhr ist das gefahrlose erreichen des Riffs nicht mehr moeglich. Die Fotos vermitteln Eindruecke dieses einzigartigen Schauspieles im Naturpark Marino Ballenas, welcher waehrend des Tages 6 Dollar pro Person kostet. Nachts ist der Eintritt gratis. Wegen der Krokodile im nur 30 Meter entfernten Rio, welche nicht schlafen, ist groesste Vorsicht angebracht. Um 12.00 Uhr machen wir uns bei Nieselregen auf den Weg nach dem 45 km entfernten Palmar Norte. Aus dem Nieselregen wird ein fuer diese Zeit ein ungewoehnlich starker Niederschlag. Wir verbringen den ungeplanten Stopp in einem "willkommenen" Shoppingcenter und warten, warten, warten. Da der Regen nicht nachlaesst muessen wir uns trotzdem in die unangenehm klemmenden und jetzt schon feuchten Regenkleider stuerzen um das Nachtlager noch vor der Dunkelheit zu erreichen.
Palmar Norte - Ciudad Neily: Relativ flache 79 km. Platzregen ueberraschen immer wieder und zwingen uns zu unfreiwilligen Stopps. Wir sind nie sicher, ob es sich “nur” um eine kurze “Stoerung” handelt, oder wird's gleich aus Kuebeln giessen. Eine richtige Entscheidung zu treffen, Regenkleider ja oder nein, oder naechster Unterstand ansteuern und abwarten, laesst sich an der Scheibenwischergeschwindigkeit der entgegenkommenden Fahrzeuge vermuten. Ciudad Neily, 20 Kilometer von der Grenze Panama's entfernt, bietet vielseitige Übernachtungsmoeglichkeiten und ist eine ansprechende Kleinstadt.
Ciudad Neily - Paso Canoas: Die Streckenfuehrung ist unspektakulaer mit schlecht rollendem Belag und vielen Schlagloechern, die teilweise unprofessionell saniert wurden.
Unsere Empfehlung an Fahrradglobetrotter:
Beim Besuch des Manuel Antonio Nationalpark: Die Raeder in der Unterkunft (Quepos) stehen lassen, und mit dem oeffentlichen Bus, Fahrpreis pro Weg und Person 210 Colon, zum Nationalpark zu fahren. Die Strasse (7 Kilometer) windet sich wie eine Schraube ueber den Huegel, mit Rad ein Aufwand von mindestens einer Stunde pro Weg, der sich nicht lohnt.
Nach 752 Kilometer verlassen wir Costa Rica mit folgenden Erinnerungen:
Un- freiwilliges Nachtlager am Swimmingpool
Halbinsel Nicoya, Die bisher strengsten Streckenabschnitte; Steile, unbefestigte Naturstrassen
Traumhafte einsame Pazifikstraende Brasilito und Playa Conchal.
Lagerfeuer-Romantik als einzige Hotelgaeste an der Playa Manzanilla
Heiss, schwuel, feucht, staubig
Flussdurchquerungen; Fahrraeder und Ausruestung durch das Wasser tragen
Kokosnuss-Farmer transportiert Bikes, Ausruestung und Zentralbiker auf seiner „Ladung“
Nationalparks:
Marino las Baulas mit Krokodilen und Wasservoegel. Manuel Antonio mit Affen, Insekten und schoene Straende. Marino Ballenas mit dem Riff und „Wellenspiel“ von Ebbe und Flut
Am meisten freilebende Wildtiere gesichtet.
Chaotisches San Jose, 340'000 Einwohner, 3 Kilometer voneinander entfernte Busterminal