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Panama | 27. November - 10. Dezember 2008 |
Panama liegt an der schmalsten Stelle Zentralamerikas und verbindet durch den 80 Kilometer langen Panamakanal den Pazifik mit dem Atlantik. Durch den Bau des 1903 erstellten Kanals, unter Mithilfe der USA, verdankt die Stadt Panama seinen heutigen Wohlstand. Ein liberales Steuer- und Bankengesetz beguenstigen den Aufstieg zu einem internationalen Finanzplatz.
Jede fuenfte Segelyacht schippert weltweit unter der Panama-Flagge. Der Tourismus hat sich hier in Panama noch nicht so ausgebreitet, wie in anderen Zentralamerikanischen Laendern. Das Klima ist feuchtheiss und es gibt viel Niederschlag. In Colon an der Karibikseite gibt es fast taeglich Regenschauer. Wir verbringen einige Tage in Panama-City um einige Sehenswuerdigkeiten wie “Puente de las Americas”, “Miraflores” Schleusen, Panama “Ciudad Vieja” und vieles mehr zu besichtigen.
Der Grenzuebertritt von Costa Rica nach Panama, im Gegensatz zur Grenze Nicaragua – Costa Rica spielt sich erfreulicherweise auf Asphaltbelag ab. Der Grenzwechsel ist kostenlos. “Salida” bzw. “Entrada” liegen jedoch 100 Meter auseinander. Die Schalter sind uns durch meterlange Grenzgaenger sofort aufgefallen. Mit Hilfe eines Beamten koennen wir uns als “Fahrrad-Globetrotter” vordraengen und sofort alle Formalitaeten erledigen. Bikeklamotten und die Ausrede noch vor dem Regen ein Hotel zu erreichen, ermoeglichen eine schnelle Abfertigung und ein freundliches “buen viaje”. Im Grenzgebiet “Paso Canoas” befindet sich eine Zollfreizone. Es gibt fast alles zu kaufen, jedoch einen Super- oder Minimarkt, damit wir unseren Wasservorrat ergaenzen koennen, findet sich vorerst nicht. Die Leute verhalten sich hektisch, das Leben empfinden wir als chaotisch. Nach laengerem Suchen treffen wir doch noch auf ein Regal mit den von uns begehrten PET-Flaschen.
Paso Canoas – David:
Nach einer kurzen Talfahrt geht es 30 Kilometer nicht steil, jedoch stetig bergwaerts. Auf einer 2 x 2spurigen, langweiligen Betonpiste, erreichen wir nach 2,5 Stunden die “Passhoehe”. Bis David folgen noch 25 Kilometer, vorwiegend talwaerts mit einzelnen kurzen Anstiegen. Im stroemenden Regen, mit Flip-Flop an den Fuessen, aermellosen T-Shirt und kurzer Bikehose, durch Rueckenwind bis 40 Km/h schnell, erreichen wir schon bald die Ortschaft David. Vollstaendig durchnaesst, auch in den regendichten Ortlieb Frontroller hatte sich Wasser angesammelt, finden wir das Hotel “Gran National”. Durch die Hotel-Lobby hinterlassen 2 Reifenspuren eine braun gefaerbte Wasserspur. An der Rezeption werden uns sogleich warme Frotteetuecher gereicht. Wir verbringen 2 Naechte zum “Entfeuchten” und reinigen unseres Equipments in einem nicht ganz so preiswerten Doppelzimmer.
Mehrmals taeglich prasseln lang anhaltende heftige Regenschauer nieder und lassen ganze Strassenzuege unter Wasser stehen. Wir nutzen diesen Aufenthalt, um uns auf die Schlechtwetterlage und Weiterreise nach Panama-City vorzubereiten.
David - Santiago:
Diese Strecke erscheint uns wegen der schlechten Versorgungs- und Übernachtungsmoeglichkeiten besonders erwaehnenswert. Dieser aeusserst anstrengende Weg ueber 200 Kilometer muss in mindestens 2 – 3 Tagesetappen aufgeteilt werden.
“Hardcore” Biketoreros bewaeltigen die Distanz David – Tole (105 Km) und Tole – Santiago (95 Km) in 2 Tagen.
“Ausdauerstarke” Radler bevorzugen die Strecke David – San Felix (85 Km), San Felix – Tolepasshoehe (25 Km) und Tolepasshoehe – Santiago (90 Km) in 3 Tagen.
Aufgrund der seit Tagen anhaltenden Regenguessen, welche eine Sicht dermassen verschlechtern, dass wir von Truck-Fahrer uebersehen werden koennten, lassen wir uns fuer 45 US Dollar mit einem Taxi von San Felix nach Santiago chauffieren.
Streckenbeschreibung:
Von David – San Lorenzo gibt es fast keine Versorgungsmoeglichkeiten, kein Nachtlager und einige nicht zu unterschaetzende Steigungen. Die Vegetation bietet nichts besonderes, es ist schwuelheiss und es gibt keinen Schatten.
San Lorenzo – San Felix:
200 Meter nach der “Terpel”-Tankstelle, beim “Centro Comercial Oriente” erreicht man San Felix. Linksabbiegen, 2 Kilometer bis nach dem Hospital, links 100 Meter findet sich im Hotel “Cholo” (nicht angeschrieben!) eine akzeptable 10 US Dollar Übernachtungsmoeglichkeit und einen Supermarkt.
10 Kilometer nach San Felix, sind uns die neu erstellten komfortableren “Cabinas La Jsleta” aufgefallen.
San Felix – Tole:
Tole liegt ca. 2 Kilometer vor der Passhoehe, etwas abseits (2 Km) der Panamericana. Hier soll es Privatzimmer oder eine Übernachtungsmoeglichkeit in der Mission geben. Auf der Passhoehe finden sich eine Tankstelle und ein kleines Restaurant. Es folgt eine kurvenreiche Talfahrt mit mehreren kurzen Anstiegen. Diese Huerden sind kraeftezehrend und eintoenig! Ein stetiges rauf und runter ueber 100 Kilometer. Etwa 5 Kilometer vor Santiago laesst sich wieder eine Zivilisation vermuten, denn die “Sodas” (kleine Restaurants) werden wieder zahlreicher.
Grundsaetzlich sind die Versorgungsmoeglichkeiten nach der Panama-Grenze eingeschraenkter als gewohnt. Viele Ortschaften an der Panamericana liegen etwas abseits der Hauptverkehrsachse. Die erwaehnte Strecke (David – Santiago) gilt allgemein als “Durststrecke” fuer Bikeglobetrotter.
In Santiago, einer eher unwirtlichen Stadt, haben wir uns nach einer Übernachtung im Hotel “Gran David” frueh morgens wieder auf den Weg gemacht.
In Penonome, im Hotel “La Pradera”, welches wir gerne empfehlen moechten, treffen wir auf Malinka, eine Entwicklungshelferin der Agrarwirtschaft. Sie hat uns spontan ihr Notebook ausliehen und ihre Einladung zur Stadtrundfahrt kam uns sehr willkommen. Malinka verfuegt ueber ausgezeichnete Zentralamerikakenntnissen, und gibt uns viele gute Tipps auf den Weg nach Gorgona.
Erfreulicherweise wieder mit Sonnenschein, treffen wir auf mehrere kraeftezehrende „rauf und runter“ Abschnitte. An der Playa Gorgona moechten wir ein paar erholsame Tage verbringen und ausspannen. Niemand hat uns erwartet! Die Hotels waren geschlossen, verlottert, oder befanden sich in einem Zustand, den man “Renovation” nennen koennte. Den Gedanken an Camping war auch schnell vergessen, denn es gibt keine geeigneten Plaetze dazu. Viele Parzellen sind zugesperrt und mit einem Schild “se vende” versehen. Wir nehmen an, dass dies mit dem Wegzug der Amerikaner vor 9 Jahren in Verbindung zu bringen ist. Etwas muede, und ziellos durch die Strassen fahrend, treffen wir auf Ines, einer betagten Panamesin, die unsere Suche nach einer Unterkunft sofort erkannte. Kurz danach erhalten wir fuer 40 USD/Nacht ein gepflegtes Haus mit Garten, Kinderschwimmbecken und allem Notwendigen. Erfreut ueber diesen Glueckstreffer fuehlen wir uns waehrend 4 Tagen wie Panama-Eigenheimbesitzer.
Auf dem Pannenstreifen nach Panama-City werden wir oefters von grossen Loechern mit mehr als einem Meter Durchmesser ueberrascht. Dabei handelt es sich um herausgerissene und gestohlene Betongussdeckel inklusive Rahmen. Fuer Fahrraeder aeusserst gefaehrlich, fuer Diebe ein eintraeglicher Nebenerwerb. Mit dem Bike in einen solchen mehrere Meter tiefen Abgrund zu stuerzen waere katastrophal! Ein Grund mehr, nachts nicht mehr unterwegs zu sein, denn solche Loecher finden sich auch in den Gehsteigen.
Mit Fahrrad in die Stadt zu gelangen, soll angeblich von abenteuerlich bis gefaehrlich gelten. Schon einige Kilometer vor der "Puente de las Americas" werden die Fahrspuren der Panamericana immer schmaeler und der Pannenstreifen fehlt gaenzlich. Es wird eng! Deshalb moechten wir in Aranjian, die letzte groessere Ortschaft vor Panama, ein Hotelzimmer beziehen und uns mit Taxi in den Kern der 3 Millionen-Metropole fahren lassen. Aranjian verfuegt nur ueber ein "Stunden-Hotel" das uns nicht zu sagt. An einer Strassenecke nach dem Weg suchend, werden wir von Glen in sein Haus gebeten. Die Aufklaerung, es sei hier draussen in der „Red Zone„ wegen Jugendbanden viel zu gefaehrlich stimmt uns nachdenklich. Glen's Vorschlag, uns mit seinem Pick-up direkt in ein Hotel in der City zu fahren, war fuer uns die willkommene Loesung. Wir erhalten alle notwendigen Ratschlaege zu unserer Sicherheit und werden sogleich mit einem Pfefferspray ausgeruestet. Kein Scherz! Als Tourist sind einige Viertel von Panama-City tabu! Auch nachts sollte man sich nicht mehr auf den Strassen aufhalten. Die Liste der kriminellen Gewalttaten, in der Anzahl als auch in der Vielfaeltigkeit, ist bedenklich. Insbesondere im Dezember sind die Übergriffe sehr zahlreich. Dennoch geniessen wir die sichere Stadtfuehrung durch Glen, der uns mehrmals am Hotel abholt und wieder zurueck bringt.
Many thanks to Glen for the sight seeing tour through Panama-City and your frendly help.
Ein "Highlight" war der Panamakanal (erbaut 1913), wo wir das Geschehen rund um die Miraflores-Schleusen beobachten konnten. Weitere Sehenswuerdigkeiten; Panama-City Ciudad Vieja, Puente de las Americas, die 1522 erbaute Kirche „Nata de las Caballeros“, Puente Centurion made by Germany und der Besuch bei Glen's Bruder, einem bekannten Einbaum-Bootsbauer. Fuer ein 3-taegiges, internationales "Ocean to Ocean Race" durch den Panamakanal, werden diese 4-plaetzigen Edelholzboote hergestellt. Alles Handarbeit! Die ganze Familie von Glen sind begeisterte Kanuten und haben schon einige Preise und Titel gewonnen. Nach 5 Tagen Aufenthalt in Panamacity und fast 4000 Kilometern durch Zentralamerika beschliessen wir Weihnachten in Florida zu verbringen.
Unsere Empfehlung an Fahrradglobetrotter:
Der Ortlieb-Frontroller, 3 x gefaltet, Verschluss oben, ist bei extremen Regenschauer nicht dicht. Verschluss mit Tragriemen nach unten spannen, oder Abfallsaecke ueberziehen.
Regenschutzponcho bringt nichts! Das Zentralamerika Klima ist zu heiss und zu feucht. Durch die Koerpertranspiration wird der Kunststoff innert kuerzester Zeit innen genau so nass wie aussen. Vorsicht; Übelkeit durch Waermestau.
„Flip-Flop“ bieten den idealen Schuhersatz. Fruehzeitiges Wechseln erspart den grossen WC-Papierverschleiss zum trocknen (eine Rolle pro Schuh).
Nach 520 Kilometer verlassen wir Panama mit folgenden Erinnerungen:
Glen; Ein Freund der uns Panama-City und die Sehenswuerdigkeiten naeher gebracht hat
Playa Gorgona; Eine erholsame Woche im gemieteten „Panama-Eigenheim“
Durchgangsland; Von Costa Rica nach Kolumbien, nicht sehr attraktiv fuer Radler
Regenschauer; Andauernd und heftig! Durchnaesst in „Flip-Flop“ das Hotel erreicht
Miraflores Schleusen; Die Verbindung vom Pazifik zum Atlantik
Panama Ciudad Vieja; Ein „don't miss“, jedoch mit Vorsicht zu geniessen
Panamericana; Langweilig, eintoenig, unzaehliges kraeftezehrendes „rauf und runter“
David - Santiago; 200 Kilometer Durststrecke ohne Versorgungsmoeglichkeiten
Fahrstreifen und Gehsteige; Gefaehrliche Loecher durch gestohlene Gussdeckel
Kanubauer und seine Edelholzboote die aus einem Baumstamm gefertigt werden