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Uruguay | 3. - 14. Juli 2009 |
Uruguay werden wir „locker“ durchqueren und schon bald unser Reiseziel Montevideo erreichen. Falsch gedacht! Ein Tag nach ueberqueren der Grenze in Bella Union werden wir von starkem Gegenwind aus Sueden ueberrascht, der teilweise nur noch einstellige Zahlen der Kilometeranzeige zulaesst. Muehsam strampeln wir gegen eine Naturkraft die ganz schoen an unseren Nerven und den Gepaecktaschen „reibt“. Wenigstens „reibt“ sich der Belag nicht auch noch an den Pneus, so dass es gut rollt. Die Strassen sind bestens asphaltiert und gut ausgebaut. Sie erinnern uns erneut an das Argentinische Wellblechprofil der quer liegenden Huegelzuege mit Erhoehungen bis 500 Meter ueber Meer. Ein unendlich erscheinendes Rauf und Runter.
Der Unterschied zu Argentinien ist markant, der Verkehr hat merklich abgenommen und jetzt in Uruguay erfreuen wir uns ueber stressfreies radeln. Auffallend sind die Oldtimer, Lastkraft- und Personenwagen amerikanischen Ursprungs. Vielfach ist der Zustand dieser Fahrzeuge jedoch bedenklich, und viele sind nicht haftpflichtversichert. Man fragt sich, wie viele Jahre der letzte Service zurueck liegt. Wir bevorzugen es, von Klapperkisten mit einem freundlichen Winken ueberholt zu werden, als von veraergerten Fahrer wie in Argentinien mit „Dauerhupen“ von der Strasse gedraengt zu werden. Obwohl es die Rechtsvortrittsregelung gibt, hat eher das Recht des Staerkeren oder Schnelleren Geltung. An diese Situation haben wir uns inzwischen gewoehnt und verstehen „andere Laender andere Sitten“.
Mit dem Fahrrad durch Uruguay …. Auf Grund der duennen Besiedlung liegen die Ortschaften oft mehr als 50 Kilometer voneinander entfernt. Die Fauna und Flora bieten keinen Schatten vor intensiver Sonnenbestrahlung und die kleinen Waldflaechen liegen vielfach weit weg von der Strasse. Diese Umstaende werden fuer Fahrradtouristen zu echten „Durststrecken“. Übernachtungs- und Versorgungsmoeglichkeiten bedeuten haeufiges Campieren, so dass Zelt und der Kocher unentbehrlich sind. Weit und breit alles stachlig-grobe Gras- und Wasserflaechen (von 177‘000 qm Uruguays sind 20% Wasserflaechen). Keiner der sich an einem Zelt stoert, wildes zelten kein Problem – denkt man. Nein, alle Farmen haben ihr Grundstueck mit Pfaehlen und unueberwindbaren Drahtzaun begrenzt. Die Wasser „Zapfsaeulen“ befinden sich nicht am Strassenrand, oder sind nur mit Katadyn-Filter und Chlortabletten trinkbar. Die Farmen mit ihren auffallenden Tuermen der Windkraft-Grundwasserfoerderung geben uns das Gefuehl nicht ganz von der Zivilisation verlassen zu sein. Meistens erhalten wir bei diesen „Estancias“ einen Platz fuer das Nachtlager. Es kam auch vor, dass wir zum Duschen im Angestelltenhaus und Aufwaermen am Kamin eingeladen wurden.
Das schoenste Thermalbad Uruguays befinde sich am Rio Arapay (90 km nordwestlich von Salto). Dieses „Muss“ nicht verpassen! So lautet der gut gemeinte Ratschlag eines Einheimischen. Also los, wir haben genuegend Zeit den 19 Kilometer abseits unserer Route liegende Ort in unseren „Fahrplan“ aufzunehmen. Im Gegenwind, mit unzaehligen Schlagloecher im Asphalt erreichen wir die „Thermas de Arapay“ nach 2 Stunden. Dieser touristisch sehr stark „angeschlagene“ Ferienort wirkt eher wie ein Resort und hat uns von der angeblichen Attraktivitaet nicht ueberzeugt. Noch am selben Tag radeln wir die 19 Kilometer zurueck zur Ruta 3 um noch vor Einbruch der Dunkelheit eine „Estancia“ zum Campieren zu finden. Inzwischen hat der Sued-Polarwind schon bedenklich zugenommen und es naehern sich grosse schwarze Gewitterwolken. Bereits 1 Stunde spaeter, noch keine Farm in Sicht, werden wir von einem orkanartigen Gewitter eingeholt. Das „Bus-Stopp-Unterstand“ bietet uns ein wenig Regenschutz, dies jedoch nur stehend auf der Bank, wo das Dach dicht geblieben ist.
Nur noch 470 Kilometer! Bereits ist eine Woche seit dem Grenzuebertritt nach Uruguay verstrichen. Vorwiegend im kalten Suedpol-Gegenwind, naehern wir uns stetig unserem Reiseziel Montevideo. Wenn nur nicht diese kalten Naechte waeren, die unser Wasser in den Trinkflaschen gefrieren lassen. Hier herrscht Winter! Vor 8 Uhr morgens geht nichts. Das Zelt ist aussen mit Reif bedeckt und die Innenseite vom Wasserdampf nass. Taeglich erwarten wir die Morgensonne die unser „Haus“ zu trocknen vermag. Es ist meistens nicht waermer als 7 Grad.
Nur noch 200 Kilometer! Es werde noch kaelter prophezeit ein Farmer. Da wuenscht man sich schnell wieder die sommerliche Waerme der Nordhemisphaere. Das Wellblechprofil, bedingt durch die quer zu Strasse liegenden Huegelzuege, hat sich inzwischen etwas in die Laenge gezogen. Schnurgerade zieht sich unser Weg in Richtung Montevideo und schon morgen werden wir den………
10‘000-sten Kilometer seit unserem Reisebeginn in San Francisco am Zaehler ablesen koennen. 125 Kilometer vor Montevideo, verraet uns der Meilenstein am Strassenrand „jetzt habt ihr den 10‘000-sten“ hinter euch gelassen. Schnell noch dieses Ereignis mit der Kamera festhalten, ein Sandwich zwischen die Zaehne, eine Handvoll Kekse in die Tasche und weiter geht’s.
Nur noch 100 Kilometer! Morgen koennten wir bereits Montevideo erreichen. Waesche waschen (was dringendst noetig ist), wieder einmal in einem Bett mit frischen Laken schlafen und nicht aus einem „Fressnapf“ mit zwei Loeffel essen. Haben wir inzwischen die Annehmlichkeiten des Alltags vermisst? Ja, nein, vielleicht, ein wenig?
Der „Antel-Tower“ (Telekommunikations-Gigant von Uruguay) ist das Wahrzeichen von Montevideo und zeigt uns die Richtung zum Stadtzentrum. Die Strassenkarte braucht es nicht mehr. Wir erreichen das Ufer des „Rio de la Plata“, ein Zusammenschluss des Rio Parana und Rio Uruguay. Das gegenueberliegende Ufer (Argentinien) ist 100 Kilometer entfernt. Interessant dazu; Diese gigantischen Wassermassen muenden in den Suedatlantischen Ozean wobei die Windrichtung den Salz- oder Suesswassergehalt bestimmen.
Montevideo erscheint uns geruhsam und ohne Verkehrschaos. Es war erstaunlich einfach mit dem Fahrrad den Weg in das Zentrum dieser Grossstadt zu finden. Die 1,5 Millionen Einwohner zaehlende Hauptstadt von Uruguay erscheint uns uebersichtlich und gepflegt, wenn auch die unansehnliche „Uncap-Raffinerie“ der Petrolproduktion erst eine Industriestadt vermuten laesst.
Ziel erreicht! Montevideo!
Jetzt wollen wir uns erst ausruhen, die Rueckreise planen, eine Stadtrundfahrt durch Montevideo geniessen, das Rad fuer ein paar Tage aus den Augen verlieren, bevor wir mit dem Reisebus von Montevideo bis Colonia de Sacramento fahren um mit der Faehre ueber den „Rio de la Plata“ nach Buenos Aires (Argentinien) zu gelangen.
Land und Leute:
Uruguay hat 3,3 Millionen Einwohnen, davon leben 40% in der Hauptstadt Montevideo, 50% in den restlichen Grossstaedten und 10% auf dem Land (Agrarflaechen). Salto, die 2 groesste Stadt des Landes erscheint im Vergleich zur Hauptstadt mit „nur“ 100‘000 Einwohner schon fast als „Provinz“.
Uruguay grenzt an Argentinien, Brasilien, den Atlantischen Ozean und ist der kleinste spanisch sprachige Staat in Suedamerika.
Die weiten Grasfluren der Pampa werden von grossen Viehherden von bis zu 5000 Rinder pro „Estancia“ (Farm) genutzt. Lediglich 5% der Gesamtflaeche Uruguays sind bewaldet. Zudem ist Uruguay das erste Land der Welt, in dem das Recht auf Wasser in der Verfassung gesichert ist.
Die Busgesellschaften verfuegen ueber moderne und klimatisierte Fahrzeuge fuer den Überlandverkehr und somit ist der Omnibus das Hauptverkehrsmittel des Landes.
2000 km Eisenbahn, 9000 km Strasse, 1600 km schiffbare Wasserwege, 9 Haefen, 64 Flugplaetze davon 14 mit asphaltierten Landebahnen
Der Haupthafen Suedamerikas befindet sich in Montevideo unweit der Stadtgrenze und zaehlt mehr als 1 Million Container-Umschlag pro Jahr. Gemaess Statistik ist Montevideo nach Tokio die zweitsicherste Metropole der Welt.
Der Name Montevideo setzt sich zusammen aus:
Monte = Huegel,
vi (roemisch VI) = 6
d (de) = von
e (este) = Ost
o (oeste) = West
Das Verbreitungsgebiet der Alligatoren ist auf den oberen Flusslauf des „Rio Uruguay“ beschraenkt. Uruguay verfuegt nach Alaska ueber die 2 groesste Kolonie von Seehunden und Seeloewen, welche auf der „Isla de Lobos“ bei Punta del Este beheimatet sind.
Uruguay gehoert zu den wenigen Laendern in denen der Schulbesuch und weiterfuehrende Hochschulen unentgeltlich sind. Obwohl das Bildungsniveau eines der hoechsten Sued-Amerikas ist, leben ueber 20% unterhalb der Armutsgrenze.
Nach 750 Kilometer verlassen wir Uruguay mit folgenden Erinnerungen:
10‘000-ster Kilometer bei Meilenstein „125“ vor Montevideo zurueckgelegt
Extremer Sued-Polarwind laesst nur noch einstellige Kilometerangaben zu
Kalt, Kappe, Handschuhe, Windstopper
Aussenzelt vom Eis beschlagen, Trinkflascheninhalt gefroren
Temperaturen: nachts -2 Grad, im Zelt +2 Grad, morgens ab 08.00 +7 Grad
Viel Camping an Tankstellen, Farmen, Strassenrand
Wenig Verkehr, Oldtimer, Pferdekarren, Neuwagen und rostigen Altkisten
Wellblech-Terrain durchs ganze Land. Huegelketten liegen quer zur Fahrbahn
Von Meereshoehe bis max. 500 Meter ueber Meer, rauf und runter wie in Argentinien
Riesige Agrarflaechen, Fauna, Flora und riesige Rinderherden
Wasserfilter ermoeglicht uns Trinkwasser aus den Suempfen
Stadtbesichtigungstour in Montevideo
Bikerinfo zur Strecke
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Aktiv (10 Fahrtage) |
740 Kilometer |
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Total Hoehenmeter |
3000 Hm |
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Durchschnittsgeschwindigkeit |
17,6 km/h |
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Fahrzeit in Bewegung |
42 Stunden |