Chile | 24. Oktober - 4. November 2015 |
Die Einreise in Chile bringen wir ohne grossen Aufwand hinter uns. Die Vorwarnungen, dass der chilenische Zoll alle Esswaren konfisziert, stimmen zum Glueck nicht. Alle Speisen, welche Fabrikverpackt sind, kann man behalten. Fruechte, Gemuese und Fleisch duerfen zum Beispiel nicht importiert werden.
Die Suche in Ollaguee nach einer geeigneten Unterkunft fuehrt uns zu einem unfreundlich gefuehrten Hostal. Der Zimmerpreis ist nicht verbindlich und wird laufend nach oben korrigiert, bis wir das Haus verlassen. Doch wo schlafen? Bei diesen orkanartigen Winden haben wir keine Lust das Zelt aufzustellen. Eine einheimische, chilenische Frau, welche wir auf den Missstand ansprechen, bietet uns eine leerstehende Wohnung zum Schlafen an. Dankbar nehmen wir das Angebot an. Wir duerfen ihre Dusche benutzen, erhalten ein Nachtessen und die staubige Waesche wird auch noch gewaschen. So vergessen wir die schlechte Begegnung schnell und fuehlen uns bei dieser Gastfreundschaft wohl.
Die weitere Fahrradstrecke von Ollaguee nach Calama erfordert einiges von uns. Keine Doerfer um einzukaufen, nur ausgetrocknete Flusslaeufe, Vulkane, Salare, Sand und Staub. Improvisieren ist somit angesagt. Um am Abend kochen und am Folgetag für die Weiterfahrt ausreichend Trinkwasser zu haben steht Alexandre am Strassenrad, haelt Fahrzeuge an und fragt nach überzaehligen Wasserflaschen. Dies klappt erstaunlich gut.
Nach 13 Tagen Fahrradfahren erreichen wir Calama. Endlich eine groessere Stadt, mit Einkaufsmoeglichkeiten, Hotels, etc. Da wir die Strecke von hier nach San Pedro de Atacama mit dem Reisebus zuruecklegen wollen, beschliessen wir in der Naehe eines Busterminals ein Hotel zu beziehen. Die Lenkertaschen stellen wir beim Rezeptionisten hin, entladen unsere Fahrraeder und bringen unsere vielen Taschen in die Lobby. Das ganze dauert 2-3 Minuten. Im ganzen hin und her hat ein Dieb die Situation genutzt und beide Lenkertaschen mitgenommen. Er muss jedoch gestoert worden sein, denn eine Tasche hat er beim Ausgang auf dem Boden deponiert. Autsch. Statt duschen, muss die Polizei geholt werden. Der Hotelmanager ist ploetzlich nicht mehr da und die Kameras, welche zur Ueberwachung montiert sind, koennen aus diesem Grund nicht angeschaut werden. Der Verdacht erhaertet sich, dass das Hotel mit den Dieben unter einer Decke steckt. Ein 5-seitiger Rapport wird durch die Polizei aufgenommen und eine Bescheinigung zum Fliegen innerhalb Chiles wird Alexandre ausgestellt. Um zu einem Notpass zu gelangen, muss er nach Santiago de Chile fliegen. Der Aufwand ist enorm.
Nach Ruecksprache mit dem Hostal in San Pedro de Atacama holt uns die deutschsprechende Besitzerin persoenlich in Calama ab und faehrt uns in ihr Hostal. Sie ist uns auch bei den diversen anstehenden Telefonaten behilflich. Die abhanden gekommenen Sachen ordern wir von hier aus zu einem Freund in der Schweiz, welcher uns diese mit einer Fedex-Lieferung senden wird.
So kommen wir zu einem laengeren Aufenthalt und koennen unsere verstaubten Kleider waschen, die Velokette vom Sand befreien und uns die Baeuche voll stopfen. Das Angebot der Restaurants, Souvenirshops, Reiseagenturen und Minimarket in San Pedro de Atacama ist gross und das Essen ist lecker.
Die naechste Reiseetappe wird uns ueber den Paso Sico nach Argentinien bringen. Die 514 Kilometer haben es in sich. Die ersten 120 Kilometer sind noch asphaltiert, danach geht es jedoch zur Sache. Vorbei an der Lagune Miscanti, Minique, Piedra Rochas und Aguas Caliente erreichen wir nach harten 3 Tagen die Grenze zu Argentinien.
Argentinien | 5. November - 8. Dezember 2015 |
1’330 Kilometer bis Mendoza liegen vor uns. Die Landschaft ist staubig und trocken. Fast kein Flussbeet fuehrt noch Wasser, und wenn doch, sind es nur kleine Rinnsale. Es hat schon mehrere Monate nicht mehr geregnet und alles ist duerr und grau. Das zum Campieren benoetigte Wasser fuer 2 Personen muss nun im Wassersack mitgefuehrt werden. Zum Kochen (Nachtessen, Fruehstueck, Kaffee, Abwaschen) sind 4, zur Körperpflege 2 und weitere 4 Liter Wasser zur Weiterfahrt am naechsten Tag notwendig. So fahren wir zeitweise mit zusaetzlichen 10 Kilo „Gepaeck“ bis zur naechsten Einkaufmoeglichkeit, welche oefters ueber 40 Kilometer weit entfernt liegt. Unverzichtbar ist der Katadyn Wasserfliter, der uns eine braune Bruehe zu Trinkwasser reinigt.
Bei der Kleinstadt Cafayete erreichen wir die legendaere „Routa 40“. Eine 5‘301 Kilometer lange Nord-Sued -Verkehrsachse durch Argentinien. Vorerst werden wir bis Mendoza nur einen kleinen Teil befahren. In Villa Union soll uns das langersehnte Paket erwarten. Die vor 3 Wochen bestellten Ersatzteile (Diebstahl in Calama) sollte durch die Speditionsfirma ins Hotel geliefert werden. Leider zerschlaegt sich die Hoffnung. FedEx kann das Packet in Argentinien nicht wie vereinbart verzollen. Einzige Moeglichkeit, dieses selbst in Buenos Aires abzuholen oder einen „Broker“ zu engagieren. All unsere Versuche einen zustaendigen Beamten zu finden schlagen fehl. Wir beschliessen weiterzufahren und das Problem nochmals von Mendoza aus anzugehen.
Allmaehlich veraendert sich das eintoenige Grau der Wueste in ein abwechslungsreiches Steppen-gruen. Zum ersten Mal seit unserem Reisebeginn vor 2 Monaten regnet es in San Juan. Wir geniessen die etwas tiefere Temperatur und freuen uns auf das bevorstehende Ambiente in Mendoza.
Hier in Mendoza buchen wir einen Flug nach Buenos Aires. Ohne das persoenliche Vorsprechen am Zoll wird das Packet nicht ausgehaendigt. Mehrere Telefongespraeche bleiben erfolglos FedEx kann oder will uns nicht helfen. Fuer alle entstandenen Kosten muessen wir selber aufkommen! Schlussendlich kehrt Alexandre mit dem Ersatzteilpaket unter dem Arm zurueck. Auch die neue Kreditkarte konnte am folgenden Tag bei DHL abgeholt werden. Der nervenaufreibende Diebstahl ist nun Vergangenheit und wir koennen die weitere Strecke wieder komplett ausgeruestet fortsetzen.
Chile | 9. Dezember - 22. Dezember 2015 |
Es ist bitterkalt und wir beschliessen die anspruchsvolle Talfahrt erst am Folgetag zu geniessen. Eine gute Entscheidung - Sonnenschein und eine ertraegliche Temperatur versprechen eine Grandiose Tagestour. Trotz Gegenwind legen wir in einer Stunde 30 Kilometer zurueck und „vernichten“ dabei mehr als 2‘000 Hoehenmeter.
Erstaunlich! Von „Los Andes“ fuehrt nur eine Schnellstrasse nach Santiago. Wiederum ist die Fahrt auf diesem Abschnitt fuer Radfahrer verboten. Ein „Uebersehen“ dieser Verordnung haette keine Folgen, denn die Vorschriften fuer Radfahrer werden tolerant ausgelegt. Jedoch der in 20 Kilometer bevorstehende laengere Tunnel laesst nur ein „Huckepack“ zu, eine Durchfahrt bleibt uns definitiv verwehrt. Somit entschliessen wir uns, für einen Bustransport direkt in die Grossstadtmetropole von Chile. Komfortabel und stressfrei erreichen wir Santiago. Die naechsten Tage sind für Sightseeing, Einkaufen, Waschen, etc. vorgesehen.
Die Fahrrad-Bedingungen fuer die bevorstehenden 600 Kilometer erscheinen uns als nicht geeignet. Schnell wird uns klar, dass wir ab Santiago nicht auf der Schnellstrasse fahren moechten. Wir entscheiden uns fuer den Bus (08.30 - 17.00 h) nach Temuco. Dort setzen wir unsere Radreise fort. Der erste aktive Vulkan Villarrica, welcher sich durch seinen Ausbruch im März 2015 in die Schlagzeilen gerueckt hat, wird ersichtlich. Zurzeit steigt nur ein kleines Raeuchlein empor. Der See davor ist tiefblau. Wir fahren weiter nach Pucon und wollen uns dort mit den „Termas Geometrica“ eine kurze Erholung goennen. Diese Termen sind in einer Schlucht naturangepasst angelegt. Die heissen Quellen sprudeln aus Spalten in Waenden und Boeden. Die verschiedenen Becken weisen Temperaturen von 31 bis 45 Grad auf. Fuer unsere mueden Beine eine Wohltat.
Ein weiterer Pass zur argentinischen Grenze liegt vor uns. Der Hoehenunterschied von 300 Meter erscheint vorerst als „kleiner Huegel“; Die Steigungen mit bis 17% jedoch sind enorm und nur durch Schieben zu bewaeltigen. Das Wetter verschlechtert sich, so dass der Vulkan Lanin nur verhangen wahrzunehmen ist. Die Vorahnung eines Wettersturzes bestaetigt sich. Als wir oben angekommen sind, faengt es an zu regnen. Bereits 15.00 Uhr beschliessen wir erst am naechsten Morgen die Argentinische Grenze zu ueberschreiten. In der Nacht hat es geschneit und es ist bitter kalt. Alle warmen Klamotten muessen jetzt unter dem Regenschutz angezogen werden. Der Schnee und Regen ist jetzt zu orkanartigen Winden uebergegangen, so dass wir froh sind, fuer kurze Zeit im Zollgebaeude Zuflucht zu finden.
Argentinien | 23. Dezember 2015 - 5. Januar 2016 |
Zum zweiten Mal radeln wir auf Argentinischen Strassen. In San Martin de los Andes, werden wir die Weihnachtstage verbringen. Diese Ortschaft liegt am Làcar See. Es windet so stark, dass trotz warmen Temperaturen ein waermender Pullover getragen werden muss. Alle Restaurants haben abends des 24. und am 25. Dezember den ganzen Tag geschlossen. Leider erfahren wir dies zu spaet und muessen uns als Weihnachtsmahl mit „Schinken-Kaese-Brote“ zufrieden geben!
Der Weg nach San Carlos de Bariloche fuehrt auf der „Ruta de 7 Lagos“ entlang tiefblauer Seen. Das Gebiet wird „die argentinische Schweiz“ genannt und erscheint auch so. Die Strassen sind asphaltiert, gehen jedoch Wellblechmaessig rauf und runter, rauf und runter und erfordern von uns enorm Energie. Kurz vor San Carlos de Bariloche, im Vorort Dina Huapi, verbringen wir ohne Raketen und Boellerschuesse das neue Jahr. Dafuer ertoenen puenktlich um 24 Uhr fuer eine Minute die Evakuationssirenen. Wer bereits geschlafen hat, ist jetzt ganz sicher wieder wach und verpasst bestimmt nicht den Jahreswechsel.
Cruce Andino; Mit Schiff auf dem Lago Nahuel Huapi, danach 3 Kilometer mit dem Fahrrad zum naechsten See, dem Lago Frias. Ein guter Entscheid das Gepaeck fuer den Transport im Container zu lassen. Eine Naturstrasse von 20% Steigung, mit runden Steinen gespickt und Schotter empfaengt uns. 4 Kilometer Schieben bis zur Passhoehe des „Paso Perez Rosales“ erfordern erneut unsere Kraefte. Nach einem „Downhill“ von 26 Kilometer auf diesem Untergrund erreichen wir Peulla und somit die chilenische Grenze.
Kurz vor der Grenze werden wir von „Tàbanos“ (Argentinischen Pferdebremen) attackiert. Um jeden von uns fliegen annaehernd 50 Stueck der „Blutsauger“. Erfolglos um uns fuchtelnd versuchen wir den Angreifern zu entkommen. Ein Szenarium wie bei Hitchcocks „die Voegel“. In diesem „verseuchten“ Gebiet wollen wir bestimmt nicht campieren und suchen Zuflucht im Hotel. Die Einheimischen berichten uns, dass sie den Touristen empfehlen, im Auto zu bleiben und nicht auszusteigen. In der warmen Jahreszeit (Dezember bis Januar) sei die Bremenplage aeusserst markant, und aus der Sonne, helle Kleidung und moeglichst wenig Bewegung heisse die einzige Loesung. So fahren wir am naechsten Tag vom schattenspendenden Baum zum naechsten und warten regungslos bis die Biester von uns lassen. Durch den „Lago Todos los Santos“ bringt uns ein weiteres Schiff zur Anlegestelle Petrohue.
Chile | 6. Januar - 7. Februar 2016 |
Inzwischen hat die Tàbanos-Plage abgenommen und die guten Ratschlaege wie man sich Verhalten soll haben uns geholfen zuegig voran zu kommen. Den drittgroessten See in Suedamerika, den Lago Llanquihue haben wir nun erreicht und zelten am Ufer, in unmittelbarer Naehe des Vulkans Osorno.
Einen Tag und 60 Kilometer weiter finden wir im gleichnamigen Ort wie der See ein „Bilderbuch“ Campingplatz und goennen unseren Fahrraeder den ersten umfangreichen Service.
Puerto Montt ist Ausgangspunkt diverser Kreuzfahrten nach Patagonien und der Insel Chiloé. Auch wir wollen die Insel Chiloé, welche als eine der schoensten der Welt bezeichnet wird, besuchen. Die Ueberfahrt mit der Faehre von Pargua nach Chacao ist problemlos und erfordert keine Reservation – der Fahrpreis wird an Bord eingezogen. In Ancud schliessen wir uns einer gefuehrten Tour nach „Puñihuil“ an. Magellan- und Humboldt-Pinguine, Kormorane, Seeloewen und Dampfschiffenten, alles praesentiert sich uns aus naechster Naehe. Ein kurzweiliger Ausflug der sich lohnt. Weiter geht es in einem nicht endenden „auf und ab“ nach Castro, der Hauptstadt der Insel. Hier sehen wir auch die erste Holzkirche fuer welche Chiloé bekannt ist. Diese wurde im 17. und 18. Jahrhundert zumeist aus Zypressenholz erbaut. 16 dieser Holzkirchen wurden im Jahr 2000 zum UNESCO Weltkulturerbe erklaert. In Quellon, fast am suedlichen Ende der Insel steigen wir auf eine Faehre und lassen uns nach Chaitén bringen. Von hier fahren zum ersten Mal auf der „Carretera Austral“, welche den Norden mit dem Sueden von Chile verbindet. Diese ruppige Naturstrasse wird bereits seit mehreren Jahren ausgebaut und asphaltiert. Das Ende dieses Projekts liegt noch in weiter Ferne. Diese Strasse ist vor allem bei Zweirad-Reisenden ein beliebtes Ziel. Die ersten 100 Kilometer sind noch asphaltiert, danach geht es aber zur Sache. Meist mit groben Steinen durchsetzt, ist ein fortkommen mit dem Rad ein grosser Kraftakt und vor allem bergauf nur mit schieben zu bewaeltigen. Entlang von grandiosen Vulkanen, Seen, Baeumen und Bergen fuehrt unser Weg nach Sueden mit dem Ziel Ushuaia. Die Voegel zwitschern aufmunternd von dem Baeumen, waehrend wir schwitzend schieben und die Bremen dafuer sorgen, dass wir nicht all zulange zum Verschnaufen stehen bleiben.
Die Abfahrt nach „Puyuhuapi“ ist umwerfend. Die Ortschaft liegt am Ende eines Fjords. Das Meer ist umgeben von Bergen und Waelder, welche bis ans Ufer reichen. Von hier sind es noch „nur“ noch 57 Kilometer unbefestigte Strasse, bis wir wieder Asphalt erreichen. Nach weiteren 40 Kilometer, am Ufer des Lago los Torres, koennen wir im 20 Grad warmen Wasser ein erfrischendes Bad nehmen.
Coyhaique bietet uns eine der letzten Moeglichkeiten, unseren Nahrungsvorrat zu ergaenzen, die Raeder zu ueberholen und die Kleider zu waschen, bevor wir uns auf die naechste Teilstrecke nach „Villa O Higgins“ begeben.
Die Weiterfahrt fuehrt uns vorbei an der Laguna Chiguai. Vermeintlich auf dem hoechsten Punkt befindet sich ein Campingplatz, auf welchem wir das Zelt aufschlagen. Es folgen weitere Talfahrten und Anstiege. Auf der Passhoehe des Nationalparks sichten wir ein Huemul (Andenhirsch), eine staatlich geschuetzte Tierart. Nach der Abfahrt erwartet uns die naechste Teilstrecke der Carretera Austral.
Nach 3 Tagen erreichen wir Puerto Tranquillo. Ein kleiner Ort, der ausschliesslich vom Tourismus lebt. Quer durch den „Lago General Carrera“ zieht sich ein maechtiger Marmorruecken. Das Klima, die Wellenbewegung und die im Gestein enthaltenen Saeuren haben ueber Jahrtausende den Marmor zu Hoehlen mit einem ganz besonderen Muster gemeisselt. Auch wir wollen diese weltweit einzigartigen Kavernen sehen. Der lohnenswerte Ausflug mit Boot dauert 2 ½ Stunden. Am naechsten Tag besuchen wir die „Laguna San Rafael“. Hier muendet der riesige San Rafael Gletscher in die Laguna. Er ist Teil des noerdlichen Eisfeldes (Campo de Hielo Norte). Es handelt sich um den 45 km langen und 2,5 km breiten aequatornaechsten Gletscher, der in ein Gewaesser muendet. Die Gletscherwaende koennen ueber 70 m hoch werden. Eismassen loesen sich mit lautem Getoese vom Schelfeis und treiben als Eisschollen im Meer. Ein See-Leopard hat es sich auf einem Treibeis gmuetlich gemacht. Unser Besuch laesst ihn voellig „kalt“ nur sein Blick folgt uns.
An der Carretera Austral von Puerto Tranquillo nach Tortel werden weitreichende Bauarbeiten ausgefuehrt. Solche Abschnitte sind uns inzwischen bestens bekannt – sie erfordern viel Kraft und Zeit. Die Einladung eines Chilenen zum Transfer in seinem Jeep nehmen wir gerne an. Das 4x4 Fahrzeug hatte diese Strecke von 250 Kilometer in 5 Stunden zurueckgelegt, was fuer uns 5 Tage erfordert haette. Die verbleibenden 25 Kilometer bis zum Faehranleger Puerto Yungay legen wir per Rad zurueck..
Das Wetter hat sich verschlechtert. Da keine Aussicht auf Wetterbesserung besteht und die Uhr bereits 18.00 Uhr zeigt, beschliessen wir (und 7 weitere Radler) im Refugio die Nacht zu verbringen. Die international gemischte Fahrradgemeinschaft kocht unter einem Dach und richtet sich den Schlafplatz ein. Ungestoert, keiner hat geschnarcht, verbringen wir die Nacht auf dem Fussboden. Am Morgen wird gefruehstueckt, die Radtaschen gepackt um trocken das naechste Ziel zu erreichen. Nach knapp 50 Kilometer und ueber 5 Stunden radeln, erreichen wir ein weiteres, noch kleineres Refugio. Mit einem verbleibenden „Haufen“, von uns bereits bekannten Kollegen, verbringen wir eine weitere regnerische Nacht. Die Huette ist so klein, dass 7 Personen sich die Baenke und den Fussboden teilen muessen. Wer in der Nacht „mal schnell raus musste“, konnte sich nur mit aller Vorsicht ueber Koepfe hinweg bewegen.
Wir erreichen „Villa O Higgins“ das Ende der Carretera Austral. Das Boot durch den „Lago O Higgins“ faehrt nur 3x die Woche bei guten Bedingungen. Das Wetter hat sich stabilisiert, so dass wir 2 Tage spaeter den Campingplatz am Ufer von Candelario Mancilla erreichen koennen. Erneut sind wir nicht alleine. Alle Radler welche wir von Zeit zu Zeit immer wieder getroffen haben, haben das gleiche Ziel und sind hier versammelt. Das letzte sehr anspruchsvolle Stueck Naturstrasse steht uns bevor. Die Bergfahrten sind steil und mit grossen Steinen gespickt. Eine Dienstleistung des Campingbetreibers; Mit seine Fahrzeug (bestimmt das einzige hier) oder mit Pferd das Gepäck zu befoerdern kommt uns sehr gelegen. Der 4x4 Jeep ist bis unter das Dach beladen. Alle Radfahrer lassen sich ihre Ausruestung bis zur argentinischen Grenze bringen. Auch ohne Gepaeck benoetigen wir fuer die 15 Kilometer 2 Stunden. So richtig anspruchsvoll und kraeftezehrend wird es erst auf argentinischem Boden. Der Trekkingweg ist fuer Wanderer bestimmt und nur bedingt fuer Fahrraeder geeignet. Der Pfad ist beidseitig durch Buesche, Baeume und Steinbrocken begrenzt. Baeche, die bei Regen zu reissenden Wasserlaeufen ansteigen koennen und ein knietiefes Moorgebiet sind zu durchqueren. Die Waende der ausgewaschenen und schmalen Serpentinen reiben an unseren Radtaschen. Die letzten 6 Kilometer bis zum Ufer des Lago Desierto erfordern 3 Stunden schieben und tragen. Durch das bewaldete Dickicht zeigen sich immer wieder die Umrisse des „Cerro Fitz Roy“. Als wir den mit einer Person besetzten argentinischen Zollposten am Lago del Desierto erreichen, bietet sich uns ein grossartiges Panorama.
Argentinien | 8. Februar - 12. Februar 2016 |
Die Strapazen haben sich wahrlich gelohnt. Ein Personenboot befoerdert uns zum Ende des Sees unweit des naechsten Campingplatzes. Wir haben die „groesste Huerde“ geschafft! Morgen Abend werden wir „El Chaltén“ erreichen.
Die Weiterfahrt nach El Calafate legen wir in 2 Tagen mit gutem Rueckenwind zurueck. Abrupt werden wir nach einer Kreuzung gestoppt. Erst noch erfreut, blaesst uns jetzt ein starker Wind mit 80-100 Km/h ins Gesicht. Gegen diese Naturgewalt ist nicht anzukommen. Die verbleibenden 35 Kilometer koennen von uns weder gefahren noch gestossen werden. Alexandre laesst sich durch „Autostop“ in die Stadt mitnehmen und organisiert einen geeigneten Pickup, welcher Claudia, die Fahrraeder und das Gepaeck bei der Kreuzung abholen kann.
Wer sich auf eine Reise durch Patagonien begibt, sollte sich einen Ausflug zu einem der vielen Gletscher nicht entgehen lassen. Der „Perito Moreno Glacier“ ist einer der groessten Auslassgletscher der suedamerikanischen Anden. Auch wir haben uns einer „nur Transfer-Tour“ angeschlossen. Jedoch hat uns der Ausflug zum San Rafael Gletscher mehr zugesagt. Ob San Rafael, Perito Moreno oder einer der anderen sehenswerten Gletscher, es ist faszinierend, das Donnern des reissenden Eises und das Aufschlagen der Brocken im Wasser zu erleben.
Chile | 13. Februar - 23. Februar 2016 |
Argentinien | 24. Februar - 28. Februar 2016 |
Die Zeit vergeht viel zu schnell, schon ist Ushuaia in Sicht. Ein erstes Zwischenziel unserer
1-jaehrigen Reise ist erreicht. Wir haben das Ende der Welt, jedoch noch lange nicht das Ende unserer Reise erreicht. Drei Tage haben wir Zeit unsere Fahrraeder zu verpacken und alles zu ordnen. Ueber 24 Stunden werden wir nach Neuseeland unterwegs sein. Die Zeitverschiebung betraegt 16 Stunden nach vorne.
Ab 1. Maerz 2016 geht es auf einem neuen Kontinent weiter.
Bikerinfo zur Strecke
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Aktiv (73 Fahrtage) |
4'572 |
Kilometer |
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Total Hoehenmeter |
43'528 |
Hm |
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Durchschnittsgeschwindigkeit |
13 |
km/h |
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Fahrzeit in Bewegung |
364:53 |
Std. |