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Kalifornien | 01. September - 03. Oktober 2008 |
Unvorhergesehen wurde der geplante Abflug am 1. September wegen schlechtem Wetter gestrichen, mit der Folge, dass wir erst drei Stunden spaeter den zweiten Anschlussflug nach San Francisco nehmen konnten. Etwas erstaunt waren wir, als wir beim Check-In-Schalter unsere Gepaecktaschen oeffnen mussten. Sie kontrollierten die zwei leeren MSR Brenner-Flaschen. Eine Flasche war o.k., die zweite wies noch wenige Daempfe auf und wurde konfisziert.
In London Heathrow wollte uns das “British Boarding” zuerst nicht in das Flugzeug einsteigen lassen mit der Begruendung: “Ohne gueltigen Rueckflugschein und fehlendem USA-Visum gibt es kein Flug nach San Francisco”. Einige Erklaerungen, und das Zuziehen einer kompetenten Person, brachten uns schlussendlich weiter.
Der Abflug erfolgte ab Heathrow mit einer weiteren Stunde Verspaetung, weshalb wir in SF erst um 18.00 Uhr statt um 14.00 Uhr landeten. Bei der Gepaeckentgegennahme hoerten wir: „Mrs. Naegeli und Mr. Keller, please present at the information desk“. Mit einem freundlichen „hello“ wurden wir empfangen. Die Annahme, dass wir als “Zentralbiker-V.I.P” schneller durch den Zoll geleitet wuerden, erwies sich bald als Irrtum. Drei Gepaeckstuecke waren in London zurueckgeblieben, darunter natuerlich unsere Bikes und ein Sack mit vier Velotaschen. Der Rapport war schnell erstellt und mit einer 100 Dollar-Visakarte entschaedigt. Ein Shuttle-Bus brachte uns zum Hotel „Bay Landing“ in Burlingame San Francisco.
Den Folgetag nutzten wir als „Sightseeing Day“ um zu Fuss SF zu erkunden. Downtown, Fisherman's Wharf, Cable Car Museum, Pier 39, Crocodile-Street und Chinatown standen auf dem Programm.
Zurueck im Hotel, welche Überraschung! Zwei total zerfetzte, vom Wasser aufgeweichte und auf den Kopf gestellte Bikeschachteln, erwarteten uns. Der Pappkarton war derart nass, dass ein Ruecktransport zum Airport zur Schadenaufnahme ein Balanceakt wurde. 1 ½ Stunden am Flughafen, von “Desk to Desk”, von “Floor to Floor”, kein British Airways-Verantwortlicher zu finden. Ohne Rapport, von den Strapazen total uebermuedet, fuhren wir wieder ins Hotel zurueck.
Der 3. Tag stand unter dem Motto: 2. Versuch einer Schadenmeldung, Ersatzteilbeschaffung der fehlenden Teile und Bikeinstandstellung. Kein Problem, dachten wir uns, bis Mittag alles erledigt. Weit gefehlt! Trotzt BART (Bay Area Rapid Train), der uns jeweils schnell vorwaerts brachte, war die Suche nach Ersatzteilen in SF und Umgebung erfolglos. Ein Geschaeft orderte eines von uns benoetigtes Teil in das 650 km entfernte Ventura. Eine billige provisorische Loesung muss bis Mitte September durchhalten. Total entmutigt und genervt, kehrten wir ins Hotel zurueck. Eine zusaetzliche Hoteluebernachtung war die Folge.
Jetzt kann es losgehen! Mit “BART” und Bike direkt in die City von San Francisco, eine Testfahrt entlang der SF-Bay ueber die Golden Gate-Bridge, weiter nach Sausalito, Tiburon, und einer Fahrt mit dem High Speed Katamaran, gibt wieder Zuversicht.
Mittags, bei 35 Grad, verlassen wir Burlingame in Richtung Half Moon Bay. Abends, das Thermometer zeigt nur noch 15 Grad, was fuer diese Region als normal gilt, erreichen wir Half Moon Bay. Dieser Ort wird als „beautiful“ bezeichnet, bietet jedoch bis auf Souvenir Shops, Honeymoon Suites und Weddings nicht sehr viel mehr. Im Dorf belegt eine Hochzeitsgesellschaft fast alle Hotelzimmer, so dass wir fuer die Übernachtung und Teilnahme am Hochzeitsbuffet USD 150 bezahlen. Zwei weitere Naechte, mit campieren im Garten und BBQ, durften wir bei einer Privatperson verbringen. Hier entledigten wir uns auch von 20 kg Übergepaeck, welches mit UPS zurueck nach Luzern spediert wurde.
Greetings to our friends at Half Moon Bay: Thank you for your help, Bike storage, the Campground and the beautiful BBQ-Dinner. See you soon in Switzerland.
Auf Empfehlung von Jack und Vicky, ein “Tandem Cycling Paar”, und etwas mehr Durchsicht, lassen wir uns zwei Bikekarten nach Carmel senden. Die “zusammengeklebten” Autokarten aus dem Strassenatlas erwiesen sich als voellig unbrauchbar! Ohne Bicycle und Touring Map der Pazific Coast, Section 4 und 5, geht absolut nichts.
Folgendes Beispiel gibt einen ersten Eindruck ueber USA Distanzen: Fuer ein Shopping im nahe gelegenen Center benoetigt man ”only 20 minutes”, oder auch moeglich: “after 2 miles take a right, then 4 blocks down the street, at the left”. Etwa so lauten die amerikanischen Richtungs- und Distanzangaben. So erreichten wir abends nach 35 Meilen (56 Km), und zwei neuen Outdoor Leichtgewicht-Rucksaecken, unseren Campingplatz. Wieder ist ein Ruhetag ausgefallen!
Nebel, Nieselregen ohne Sonne, alles grau in grau begleitet uns auf dem Weg nach “Pigeon Point” wo wir in einem “Dorm” (6 Bett-Zimmer) naechtigen wollen. Das auf einer Klippe, 50 km suedlich von San Francisco entfernte und 16 Meter hohe “Pigeon Point Lighthouse”, ist einer der groessten Leuchttuerme in Amerika. Das erste 8000 Kilogramm schwere Objektiv mit 6 Meter Durchmesser, einer 1008 Prismen Fresnel-Linse und fuenf-Wick Schmalz Öl-Lampe wurde im Jahr 1872 das erste Mal in Betrieb genommen. Der heute modernisierte Leuchtturm bildet immer noch einen aktiven Teil der US-Kuestenwache.
In Monterey besuchen wir das Aquarium und durchfahren den 17 Miles Drive, fotografieren die weltberuehmte Zypresse und suchen mit dem Feldstecher den Pazifik nach Walen ab. Ausser Seehunde und Pelikane haben wir noch nichts Aufregendes gesichtet. Das Wetter ist kuehl und neblig. Schlafsack, Zelt und Kleider bleiben nass und feucht. Weiter suedlich soll es wieder besser werden. Dies wirkt ermutigend und hat uns auf der Suche nach der Sonne bereits 200 Meilen weit gebracht.
Ab Monterey zeigt sich fuer uns ein voellig anderes Bild von Kalifornien. Sonnig, angenehme Temperaturen, wechselnde Vegetation von gepflegtem gruen bis kargem, Weideland. Pismo Beach, Lompoc und die nachfolgenden Kuestenorte sind vom Wellenreiten gepraegt. Neben Foot- und Basketball liegt wohl surfen an dritter Stelle des Volkssports. Wo es Pazifikwellen gibt, so sind auch Wellenreiter in ihren schwarzen Neoprenanzuegen stark vertreten. Die “Kalifornier” haben immer Zeit fuer eine Unterhaltung und interessieren sich fuer unser Vorhaben. Sie sind hilfsbereit und geben gerne Auskuenfte ueber die USA, die bevorstehenden Wahlen und Reisetips. Kaffeepausen, Mailadressen austauschen, Gleichgesinnte treffen und Reiseratschlaege einholen brachten uns schon oefters in Zeitnot. Wie zum Beispiel im El Capitain Beach State Park, wo wir ohne Verpflegung um 18.00 Uhr eintrafen - kein Shop - kein Abendessen. Mit der Hoffnung, doch noch etwas warmes in den Magen zu kriegen fragen wir den Camping-Nachbar um Pasta und Salsa. Dieser laedt uns spontan zu seinem Familientreffen mit BBQ ein. Alles perfekt, mit der Folge, das Dinner zur Geburtstagsparty am Folgetag ist auch schon gesichert.
Many thanks to all SCIARONIS for this wonderful evening and BBQ at the Campground. We liked your Beans and Birthday Cake.
Carmel ist sehr teuer! Eine Übernachtung im 2- oder 3-Sterne-Hotel ohne Meerblick kostet zwischen USD 250-300. Wir bevorzugen den 7 Meilen abseits des Highways 1 liegenden 40 Dollar “guenstigen” Campingplatz doch noch zu finden. Wegen streunender Bergloewen wurde uns von einer Wanderung abseits des Camps abgeraten! Inzwischen haben wir 270 Meilen abgestrampelt und den Pfeiffer Big Sur Campground erreicht. Sonne und die allgegenwaertigen Souvenir Shops der Touristenzentren zeigen sich wieder. Nur 35 Meilen von Carmel entfernt sind die Campingplatzkosten bereits auf 6 Dollar gefallen. Wir sind gespannt wie sich diese “Hartgrund-Preise” bis San Diego weiterentwickeln.
Big Sur, die Landschaft mit ihren schroffen Felskuesten ist abwechslungsreich, kurvig und huegelig. Diese Meilen sind wirklich empfehlenswert. Auf diesem Landstrich haben wir auch unsere ersten Wale gesichtet. Inzwischen brauchen wir noch 2 Stunden fuer das Fruehstueck, Duschen, Zelt abbrechen und Bikes beladen. Die Handgriffe sind jetzt aufeinander abgestimmt und die Ersatzreifen haben doch noch eine sichere Befestigungsmoeglichkeit gefunden. Mit den Bikekarten ausgeruestet ist die Planung der Tagesetappen "ein Leichtes", nur das „Wo-ist-was“ in unseren Packtaschen ist immer noch nicht definitiv geklaert. Dennoch haben wir uns an die neue Alltagssituation gewoehnt und die Position der Griffe, Schaltung, Sattelhoehe, Neigungswinkel ist jetzt mit Erfolg abgeschlossen.
Cambria, ein kleiner Ort, im “Wild West Stil” liegt etwa auf halber Strecke zwischen San Francisco und Los Angeles. In dem huebschen Hostel “Bridge Street Inn” legen wir zwei Ruhetage ein und lassen uns in einem Restaurant kulinarisch verwoehnen. Auffallend, durch Cambria fuehrt eine Hauptstrasse, die von vielen kleinen Shops und Restaurants gesaeumt wird. Touristisch nicht ueberfuellt, laedt dieses Staedtchen zum Schlendern und verweilen in den Strassencaffees ein. Das Klima hat sich auch geaendert und die Sonne scheint bei 25 bis 30 Grad von 10.00 Uhr bis 19.00 Uhr. Es herrscht jedoch ein stetiger Wind und waehrend der Nacht sinken die Temperaturen unter 15 Grad.
Schon der 21.9.? Bereits 20 Tage in Kalifornien?
Wir verlassen Carpintera mit Ziel Los Angeles. Auf dem Weg nach Point Mugu, naechtigen wir an einem strandnahen Pazifik Campground. Die Daemmerung hat bereits eingesetzt und waehrend des Zeltaufbaus werden wir von einer Moskitoinvasion ueberfallen. Zu spaet erkennen wir das nur wenige Schritte entfernte Feuchtgebiet. An Kochen ausserhalb des Zeltes war gar nicht mehr zu denken, weshalb das Nachtessen im Zelt zubereitet werden musste. Am Morgen herrschte erneut das gleiche Szenario, so dass wir ohne Fruehstueck diesen unliebsamen Campingplatz verlassen. So eilig haben wir noch nie zusammengepackt!
Ein letzter Huegel vor Santa Monica, der Purisma Hill (900 Fuss hoch), war noch zu bezwingen. Die Skyline von LA wurde nun ersichtlich. Ab Malibu fuehrt uns ein gepflegter Radstreifen entlang der “Pacific Beach” nach “Venice Beach”. Wir verzichten auf eine Los Angeles Sight Seeing Tour und widmen uns um so mehr dem skurillen Treiben an der Venice Beach, mit den vielen Individualisten die alles verkaufen was Dollars bringt und dem Muscle-Beach Kaefig "immer jung und fit", Kickboards, Skateboards, Rollerblades und alles was mit Muskelkraft rollt, huepft oder springt.
Nach 2 Naechten in einem aeusserst unbefriedigenden Hostel verlassen wir LA um die vorerst laengste Tagesetappe von 130 Kilometer in Angriff zu nehmen. Etwas erschoepft erreichen wir um 20.00 Uhr den Campground Capistrano Beach. Mit Stirnlampe das Zelt aufbauen und Nachtessen kochen ist trotz eingespielten Handgriffen nicht unter einer Stunde zu schaffen.
Der Streckenabschnitt Los Angeles bis San Diego wird als nicht sehr attraktiv beschrieben. Uns haben die Radwege und die Abwechslungsreichen Straende, mit den vorgelagerten Inseln und Staedte positiv ueberrascht. Das “Campland on the Beach” auf einer Halbinsel in San Diego war schnell gefunden. Mit 2 Pools, 2 Jacuzzi, bester Infrastruktur und ohne Pacific Coast Getoese ist dies der teuerste), jedoch schoenste Campingplatz bis jetzt (44 Dollar pro Tag).
Bis zur Weiterreise nach Mexico wollten wir in San Diego noch ein paar erholsame Tage verbringen. Der Ausflug nach Tijuana (mexikanische Grenzstadt zu den USA) wurde zu einer Belastungsprobe. Trotz vieler Ratschlaege und unserer Vorsicht blieben wir von einem Diebstahl nicht verschont. Die Idee mit dem Bus von Tijuana ueber Mexico Stadt (umsteigen) nach Tapachula zu gelangen war schnell verworfen. Tapachula liegt 18 Kilometer von der Grenze nach Guatemala entfernt an der Pazifikkueste. Die unverbindlichen Preis angaben, ein umstaendlicher Biketransport und die 4-taegige Busfahrt ueber 4000 Kilometer bis an die Guatemala Grenze war uns zu riskant.
Wir entschliessen uns einen Pickup zu mieten um mit unserem Gepaeck zurueck nach LA zu fahren und anschliessend mit “Continental Airways” nach Guatemala City zu fliegen. Die 5 Tage in San Diego waren alles andere als erholsam. Waehrend dieser Zeit haben wir mit Bike 150 Meilen zurueck gelegt um die gestohlene Sonnenbrille zu ersetzen, Bikeschachteln organisiert, 2x einen Hinterradplatten repariert, Bikes eingepackt, und im “R.E.I Outdoorshop” unsere verlorenen Kaffeetassen ersetzt!
Die 3-stuendige Fahrt nach LA war trotz Rushhour unproblematisch und das Motel fuer eine Nacht schnell erreicht. Die Vorbereitungen fuer den Abflug am Folgetag nach Guatemala waren erledigt. Uns blieb genuegend Zeit fuer ein gemuetliches Nachtessen um Alexandre's Geburtstag ausklingen zu lassen.
Unser Flug nach Guatemala, war Stress pur!
Die bemessene Zeit von 4 Stunden bis zum Abflug erwies sich als ungenuegend. 7.30 Uhr aufstehen, Mietautorueckgabe, Schlange stehen beim Check-In und Probleme bei der Gepaeckaufgabe mit den als Übergewicht geltenden Bikeschachteln. Dies hatte zur Folge, dass wir den Zubringerflug nach Huston verpassten. Gluecklicherweise bestand noch eine zweite Moeglichkeit um den Anschlussflug ab Huston nach Guatemala City zu erreichen. Schlange stehen, spezielle Screenings, Passkontrolle und immer wieder “stand the queue”. 10 Minuten vor Abflug erreichen wir das bereits geschlossene Gate. Das Boarding musste fuer uns nochmals eroeffnet werden. Nach 3 Stunden Flug erreichen wir Huston um 17.00 Uhr (Zeitverschiebung 2 h+).
Der Weiterflug nach Guatemala um 19.10 Uhr liess uns nur wenig Zeit fuer eine Kaffeepause.
Nach 1390 Kilometer verlassen wir Kalifornien mit folgenden Erinnerungen:
Bikefahrt ueber die Golden Gate Bridge nach Sausalito
BBQ Party mit Freunden in Half Moon Bay
Waschbaeren im Container und in unserem Zelt
Mit dem Fahrrad auf dem Freeway
US-Autofahrer und Motorhomelenker die uns Ruecksichtsvoll begegneten
Der Pacific Coast Highway mit fast 90% Bikeweg von teilweise bis zu 3 Meter breite
Moskito Invasion auf Campground nach Point Mugu
Venice-Beach mit skurillen Haeusern, vielen Individualisten und Muscle-Beach Kaefig
Camp Pendleton der US-Navy Stuetzpunkt mit 14 Kilometer Kuestenanstoss
Einladung zum “Sciaroni” Familienfest im El Capitain Beach State Park
In Monterey das Aquarium die Seehunde und den 17-Mile Drive
Grenzstadt Tijuana in Mexico und der Entscheid, die Baja zu ueberfliegen
Bikerinfo Kalifornien
Testfahrt: |
Zu Hause mit Ausruestung. 300 Hoehenmeter ! |
Verpflegung: |
Fuer 2 Tage mitfuehren |
Wasser: |
In State Parks nicht immer einwandfrei trinkbar |
Etappen: |
Hoehenprofil, Distanzen und Zeitaufwand. nicht unterschaetzen. |
Radweg: |
Bike Lane benuetzen, Highways koennen zu Freeways werden und duerfen in der Regel von Bikes nicht befahren werden. Es bestehen jedoch Ausnahmen |
Transport: |
Fahrraeder werden in oeffentlichen Bussen (max. 2 Stueck) und auf Schiene (Metro) kostenlos befoerdert. |
Klima: |
Temperaturunterschiede von 10-25 Grad moeglich, feucht+neblig, Gegenwind, Wichtig: Sonnenschutz |
Hotels: |
Hotelunterkuenfte sind Freitag und Samstag meistens doppelt so teuer. (Weekend = Campground) |
Internet: |
Ohne eigenes Notebook in oeffentlichen Libraries. |