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Argentinien | 24. Juni - 03. Juli 2009 |
Brasilien ist als Reiseland fuer uns nicht vorgesehen. Um das groesste subtropische Dschungelreservat Iguazu mit den Cataratas zu besuchen, ist der Grenzwechsel Paraguay – Brasilien – Argentinien unumgaenglich. Der einfachheithalber sind in diesem Reisebericht die Brasilianischen Cataratas unter dem Reisebericht Argentinien gefuehrt.
Wer von Norden kommt, der sollte erst die Wasserfaelle auf Brasilianischer Seite aus Foz dos Iguazu (32 km vom Park entfernt) und nachher die Argentinischen aus Puerto Iguazu (18 km vom Park entfernt) anschauen. Diese Reihenfolge erspart einen zusaetzlichen Grenzwechsel um anschliessend weiter nach Argentinien zu gelangen.
Die Cataratas del Iguazu des Rio Iguazu mit den 275 Wasserfaellen, wollten wir auf keinen Fall verpassen! Sie gelten als die schoensten der Welt und sind einmalig. Dies begruendet auch unsere Routenwahl, welche unueblicherweise nicht durch Chile fuehrt.
Cataratas Brasilien
Mit dem oeffentlichen Bus von Foz dos Iguazu erreichen wir in 20 Minuten den 32 km entfernten Eingang zum 185'000 ha grossen ParqueNacional del Iguazu. Der Eintritt kostet 21 Real p/P. (ca.11 USD), darin enthalten ist der Bustransfer zu den einzelnen Aussichtsplattformen. Die 17 Attraktionspunkte (Busstops) sind auch mittels gutausgebauten Wanderwege erreichbar. Bei guten Wetterverhaeltnisse kann man von der Brasilianischen Seite die ganze Kulisse der Saltos (Wasserfaelle) bestaunen. Durch den feinen Spruehnebel ergibt sich meist ein leuchtender Regenbogen. Heute ist die Sicht jedoch leider durch einen Vorhang von Bindfaden-Niederschlag getruebt. Bereits am Vortag und in der folgenden Nacht hatte es ununterbrochen wie aus Kuebeln gegossen. Nur kurze Augenblicke liessen Fotos des ganzen Wassergartens zu.
Die geologische Entstehung der Wasserfaelle liegt 150 Millionen Jahre zurueck. Der Rio Iguazu fliesst ueber ein hochgelegenes Basaltplateau, das in Suedbrasilien, im ParqueNacional de Iguazu ueber eine Gesamtbreite von 2'700 Meter, ploetzlich abbricht. 800 Meter liegen auf Brasilien-, 1'900 Meter auf Argentinischem Territorium. Die Uferseiten sind nicht miteinander verbunden. Durchschnittlich stuerzen 1'700 Kubikmeter Wasser ueber 2 Stufen 57 – 72 Meter tosend in die Tiefe und entwickeln einen weitreichenden Nebel. Auch wenn sich in Spitzenzeiten bis 7'000 Kubikmeter der Wassermassen den Abbruch zubewegen, bleibt der Grund des Flussbeckens 2 Meter tief. Die Brasilienischen Cataratas zaehlen seit 1986 zum UNESCO Weltkulturerbe.
Cataratas Argentinien
Die Wetterlage hat sich etwas gebessert. Von Foz dos Iguazu (Brasilien) wechseln wir ueber die Grenze nach Puerto Iguazu (18 km vom Park entfernt) zur Argentinischen Seite. Der Eintritt in den Park war mit 60 Pesos p/P. (ca. 15 USD) etwas teurer als auf Brasilianischer Seite. Die insgesamt 4 km langen gut ausgebauten Wanderwege erlauben hier eine einzigartige Naehe zu den “Saltos”. Mit dem Besuch und einer ausgedehnten Wanderung durch das Naturschauspiels sollte einen Tag geplant werden. Von der Argentinischen Seite erlebt man diese Wasserfaelle hautnah! Insbesondere die “Gargente del Diablo” war fuer uns ein spektakulaeres Erlebnis. Dieser U-foermige, 150 m breite und 750 m lange “Teufelsrachen” erreicht man mit einer Schmalspurbahn (3,6 km) und einem 1'100 m Fussmarsch. Der Weg zur Plattform fuehrt meist unmittelbar ueber den Flusslauf auf einer Metallbruecke.
Weitere Attraktionen:
Die Isla San Martin im Herzen der Saltos mit einzigartiger Sicht auf die San Martinfaelle. Dazu wird man durch einen Bootstransfer vom Paseo Inferior-Trail (1'400 m) zur Insel gebracht. Der “Sendero Macucu”, ein 3-stuendiges Trekking in den Suptropischen Regenwald, mit tausenden von Tier- und Pflanzenarten.
Die Argentinischen Cataratas zaehlen seit 1984 zum UNESCO Weltkulturerbe.
Auf der Ruta 12 bis Bella Union, an der Grenze zu Uruguay sind noch 700 Kilometer durch die Provinzen Missiones und Corrientes zurueck zu legen. Die ersten 300 Kilometer bis Posadas fuehren ueber ein gutausgebautes “Asphalt-Wellblech”. Ein ewiges auf und ab! Der Schwung der Abfahrten reicht nicht annaehernd aus fuer die naechste steile Rampe. Die Temperaturen sind inzwischen so stark gefallen, dass unsere auf und ab mit Jacke auf und zu ergaenzt werden. Nicht weniger als 50 solcher Huegel mussten bewaeltigt werden – ein nicht zu unterschaetzender Kraftaufwand. Erstaunlich, waehrend unserer ganzen Reise hatten wir in einem vorwiegend flachen Land wie Argentinien die meisten Tageshoehenmeter von 1'350 erreicht.
In der kleinen Provinz Missiones leben etwa 1 Million Einwohner. Die ersten Europaeer die hier im 17 Jahrhundert siedelten, waren Jesuiten-Missionare. Insgesamt gibt es 30 Reduktionen: 7 in Brasilien, 8 in Paraguay und 15 in Argentinien, wovon sich 11 in der Provinz Missiones befinden. In San Ignacio besuchen wir die Ruine “San Ignacio Mini”. Die Reduktion San Ignacio Mini wurde von 4000 Menschen auf 10 Hektaren bewirtschaftet. Die Überreste dieser Ruinen mit Kirche, Sozial- und Unterrichtsraeume, Speisesaal, Kueche, Werkstaetten, Gefaengnis und Friedhof sind Zeugen des Guarani-Barock, einem Baustil der auch von Europaeischen Baumeistern uebernommen wurde. Nachdem die Jesuiten 1767 ausgewiesen wurden, verfiel die Siedlung dem Urwald. Erst 1941 begann man mit der Freilegung und Restaurierung des heutigen UNESCO Weltkulturerbe.
Vom undurchdringlichen Urwald ist inzwischen nicht viel uebrig geblieben! Durch das Abholzen ist der Wald nur noch ein Drittel so gross wie er vor 100 Jahren war. Mittels schnellwachsendem Nadelgehoelz wird der Kahlschlag wieder aufgeforstet. Trotz aller Umweltprobleme gilt Missiones als eine der abwechslungsreichsten Provinzen Argentiniens.
Die Provinz Corrientes, wo Baumwolle, Reis und Mate angebaut wird, bietet nicht viel. Die Ruta 12 scheint unendlich lang, schnurgerade und langweilig. Teilweise fehlt die Überholspur (bergwaerts), so dass ein Kreuzen der Lastwagen und Busse auf der engen Strasse fuer uns gefaehrlich wird. In keinem Land sind wir so bedraengt und vom Asphalt gedraengt worden, wie hier in Argentinien. Insbesondere die Fernfahrer fuehlen sich wie auf der Rennbahn. Geschwindigkeitslimiten werden ignoriert, es wird so schnell gefahren “was die Maschine hergibt”. Dazu gesellen sich die PW's die nicht selten mit Geschwindigkeiten von 160 und mehr ueber diese “Überland-Autobahn” rasen.
Die Ruta 12 gilt fuer uns Radler eher als Durststrecke. Die Ortschaften liegen oft mehr als 50 Kilometer auseinander, Unterkunft- und Versorgungs-Moeglichkeiten sind nicht zahlreich. Somit geniessen wir die Gastfreundschaft der grossen Tankstellen, wo man nicht nur Trinkwasser nachfuellen und Essen kann, sondern auch eine Dusch- und Waschgelegenheit zur Verfuegung gestellt bekommt. Meist findet sich auch eine Gruenflaeche, die aber, wegen der Strassennaehe ziemlich laut sein kann. In der Pampa ist wildes campen wegen dem eingezaeunten Weideland nicht einfach. Oft radeln wir mehrere Kilometer bis zu einer Farm, wo uns immer Wasser und ein ruhiger Campground angeboten wurde.
Bis zur Hauptstadt Buenos Aires sind noch mehr als 800 Kilometer zurueck zu legen. Die Provinz Missiones (Puerto Iguazu bis Posadas) und Corrientes (Posadas bis Paso de los Libres) haben wir bereits hinter uns gelassen und ueberqueren erneut den Rio Uruguay. Unser „Zick-Zack-Kurs“ bis zu unserem Zielort Montevideo in Uruguay erfordert einen weiteren Grenzwechsel nach Brasilien. Die Strecke von Uruguayana nach Bella Union (Brasilien) von nur 80 Kilometer ist schnell zurueck gelegt und wir befinden uns im letzten Reiseland Uruguay (Bericht siehe Uruguay). Von Montevideo aus wollen wir mit der „Buquebus“ Faehre nach Buenos Aires gelangen.
Buenos Aires:
Buenos Aires mit ca. 12 Millionen Einwohnern setzt sich aus mehreren Stadtvierteln (12) zusammen. Diese Viertel haben ihre unverwechselbare Identitaet und waren einst eigenstaendige Gemeinden. Durch deren Ausbreitung sind diese jedoch mit der Stadt zusammengewachsen. Wir interessieren uns fuer die „Barrios“ San Telmo, Puerto Madero, Centro & Retiro und Recoleta. Mit unseren Fahrraedern gelangen wir zu jeder Attraktion und muessen uns nicht um einen Parkplatz oder ein Busverbindung kuemmern.
Um Buenos Aires ausgiebig kennen zu lernen benoetigt es wahrscheinlich mehrere Tage oder Wochen.
Wir haben unseren 5-taegigen Aufenthalt auf nachfolgende Sehenswuerdigkeiten beschraenkt:
Das historische Zentrum ist die Plaza de Mayo, benannt nach der Mai-Revolution 1810, wo sich der 67 Meter hohe Obelisk befindet. Hier trifft man auf den Praesidentenpalast, die Casa Rosada, ein rosafarbig getuenchtes, auffallendes Gebaeude. Der Cabildo, frueherer Sitz des Rates befindet sich gleich gegenueber - hier wurde die Losloesung von Spanien verkuendet –, beherbergt heute das historische Museum.
Der „Geldtempel“ Banco de la Nacion (Argentinien gehoerte einst zu den reichsten Staedten der Welt) mit seiner Vorhalle wird von vier maechtigen Saeulen getragen. Die Kathedrale am politischen Zentrum der Stadt dokumentiert den grossen katholischen Einfluss in Argentinien; noch bis 1994 musste ein Katholik das Amt des Stadtpraesidenten vertreten.
Der ParqueColon, ehemals eine schmutzige Hafenanlage. Heute praesentiert sich das neueViertel Puerto Madero mit Bueros, Wohnungen, Lofts in alten Lagerhaeusern und zahlreichen Restaurants. In den 4 Hafenbecken (beidseits mit Fussgaengerzone) befinden sich zwei Museumsschiffe: die Fregatte „Sarmiento“ das ehemalige Flaggschiff der Marine und die gepanzerte Korvette „Uruguay“ welche 1903 eine Expedition aus der Antarktis rettete.
Die Puente de la Mujer, eine futuristisch aussehende Fussgaengerbruecke (horizontal drehbar) die seit 2001 das Hafenbecken Nr. 3 ueberspannt. Die beiden Fussgaengerstrassen Calle Lavalle, die kreuzende Florida und die Galeria Pacifico, mit vielen modernen und exquisiten Geschaeften – ein ideales Tummelfeld fuer Konsumfreudige.
Die 1722 eingeweihte Jesuitenkirche San Ignacio de Loyola, aelteste erhaltene Kirche und Gebaeude der Stadt.
Der Bezirk San Telmo war einst ein Hafenviertel der Fischer, Sklaven und reicher Kaufleute. Als 1871 eine Gelbfieberepidemie ausbrach blieben nur noch die Armen und europaeischen Einwanderer, die Reichen zog es ins heutige Stadtzentrum. Als grosse Attraktion gilt heute der sonntags Flohmarkt. Es wird alles gehandelt was nicht niet- und nagelfest ist, und die Plazza Dorrengo und die umliegenden Gassen werden zur Buehne. Hier trifft man auf sehr gute Tango-Darbietungen, Gaukler-Shows, und jeder der glaubt etwas „aussergewoehnliches“ darzustellen, zeigt sich dem Publikum.
Der Bezirk Recoleta, von den Reichen waehrend der Gelbfieberepidemie erbaut, faellt auf durch ruhig gelegene Hotels und Geschaefte mit aktuellster Auslage. An der Plazza Alvear trifft man auf Dutzende angeleinter Rassehunde der Reichen welche von Hundefuehrer „Gassi“ gebracht werden. Der Friedhof mit der Basilica entspricht dem exklusiven Viertel. Auch nach dem Tode wird der Reichtum mit ueberdimensionalen Mausoleen und Gruften in Marmor und edlen Metallen, ungeniert ausgestellt.
Die Suche nach Fahrradkartons gestaltete sich nicht ganz einfach! Die wenigen Fachgeschaefte liegen weit ausserhalb der Stadt oder in Einkaufszentren der Agglomerationen. Wir benoetigten ein Taxi, pro Fahrstrecke ¾ Stunde um an unser Verpackungsmaterial zu gelangen. Inzwischen sind wir bereits geuebt im Zerlegen unserer Koga's so dass unser Gepaeck schnell flugtauglich verpackt ist.
Nach 760 Kilometer verlassen wir Argentinien mit folgenden Erinnerungen:
Cataratas Iguzu, die weltgroessten Wasserfaelle, insbesondere die “Gargente del Diablo”
Reduktion “San Ignacio Mini” Ruine aus dem 17. Jahrhundert.
Wellblechpiste, 1350 Hoehenmeter – Die groesste Tagesleistung der ganzen Reise
TV-Interview in Santo Tome
Die Ruta 12, schnurgerade, langweilig und gefaehrlich. Fernfahrer fuehlen sich wie auf der Rennbahn.
Ortschaften teilweise 50 Kilometer auseinander, Unterkunft- + Versorgungs-Moeglichkeit ist schlecht.
Casino in (fast) jeder Stadt. Geldspiele erscheinen uns als Argentinischer „Volkssport“
Gastfreundschaft der grossen Tankstellen mit Camping, Dusch- und Waschgelegenheit.
Buenos Aires;
Hafengelaende, Schiffsmuseen, Schwenkbruecke „Puente de la mujer“
Plazza Dorrengo im Bezirk San Telmo mit Flohmarkt, Tango, Gaukler und Kuenstler
Das erste und einzige Mal ein hervorragendes Stueck Fleisch im Restaurant „Piegari vitello e dolce“
Friedhof Recoleta, Mausoleen, Gruften, schwarzer Marmor und zerfallene Saerge
Bikerinfo zur Strecke
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Aktiv (8 Fahrtage) |
760 Kilometer |
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Total Hoehenmeter |
5100 Hm |
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Durchschnittsgeschwindigkeit |
18,5 km/h |
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Fahrzeit in Bewegung |
41 Stunden |